Die Arbeit kultureller Intermediäre und die Civil Sphere. Eine Kultursoziologie literarischer Produktion

• Antragsteller: Dr. Marcel Knöchelmann
• Fachliche Zuordnung: Empirische Sozialforschung
• Förderung: Förderung seit 2022
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 514187809

Literatur bedient eine kritische Funktion der demokratischen Gesellschaft. In Zeiten zivilen Aufbegehrens – wie etwa sichtbar in Bewegungen wie Black Lives Matter oder #metoo – ist die Kulturstruktur der civil sphere sowohl in Verwendung wie auch in Bedrängnis. Schriftsteller steuern Narrative bei, die anderen die hermeneutische Grundlage für Prozesse des Verstehens, der Empathie und der Solidarität sein können. Sie tragen dergestalt zum civil repair bei. Leserschaft ist hierfür unabdingbar, doch erst kulturelle Intermediäre ermöglichen diese Leserschaft. Kulturelle Intermediäre sind jene Akteure zwischen Schriftstellern und Lesern: Agenten, Lektoren, Kritiker oder Jurymitglieder von Literaturpreisen. Sie sind Mittler, Ko-Produzenten der Literatur, indem sie diese materiell produzieren und öffentlich sichtbar machen. Insbesondere in Zeiten zivilen Aufbegehrens müssen sich diese Akteure zur civil sphere positionieren; pitchen, publizieren oder rezensieren sie ein kritisches Buch oder geben sie einem anderen, womöglich weniger kritischen, kommerziell erfolgversprechenderen Werk den Vorrang? Dieses moralische Moment der Entscheidungsprozesse kultureller Intermediäre ist kaum verstanden. Die hier vorgeschlagene Studie soll dies untersuchen, indem ich von Jeffrey Alexanders Civil Sphere Theory Gebrauch mache und empirisch relevante Akteure kultureller Intermediation literarischer Produktion in den USA anhand einer qualitativen Interviewstudie analysiere. Dies wird den moralischen Faktor in den Positionierungen beleuchten, die in Handlungen wie gatekeeping und Sichtbarmachung zum Tragen kommt. Die öffentlichen Diskurse, in den USA insbesondere gezeichnet von sich vertiefenden Klüften, stellen die Solidarität der Zivilgesellschaft sowohl in Frage wie sie diese auch fördern wollen. Gerade dies macht die Studie nachhaltig relevant. So wir dem Wahrheit zusprechen, dass Literatur eine wichtige Rolle der demokratischen Gesellschaft bedient, müssen wir zwingend die Rationalen und Rechtfertigungen ihrer Produktion besser verstehen, insbesondere jene in den Schatten kommerzieller Interessen und Machtansprüche.

• DFG-Verfahren: WBP Stipendium
• Internationaler Bezug: USA
• Gastgeber: Professor Philip Smith