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Auf Linie? Die Hamburger Kunsthalle in Nationalsozialismus, Besatzungszeit und Bonner Republik (1933-69)
Antragstellerinnen
Dr. Ute Haug; Professorin Dr. Iris Wenderholm
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 514721469
Das Projekt untersucht die Verbindung von universitärer und musealer Behandlung von Kunst, um dadurch besser zu verstehen, welche kultur- und gesellschaftspolitischen Aufgaben der Kunsthalle und ihren Direktoren in der NS-Zeit, während der Besatzung und in der Bonner Republik zugeschrieben wurden und wie sich dies in der jeweiligen musealen Sammlungs-, Ausstellungs-, Forschungs- und Vermittlungsarbeit niederschlug. Dadurch sollen Erkenntnisse zu Möglichkeiten politischer Instrumentierung kunstgeschichtlicher Wissensbestände über unterschiedliche politische Systeme hinweg gewonnen und übergreifende Mechanismen kulturpolitischer Vereinnahmung von Kunstmuseen offengelegt werden. In vier Teilprojekten widmet sich das Projekt der Erforschung der Institutionen-, Netzwerk- und Diskursgeschichte der Kunsthalle und dem ihr räumlich angegliederten Kunstgeschichtlichen Seminar. Die Hamburger Kunsthalle nahm durch ihre Gründung als Sammlung von Bürgern für ein klassenüberspannendes Publikum eine besondere identitätsstiftende Position und gesellschaftspolitische Funktion innerhalb des städtischen Gefüges ein. Daher erscheint es besonders erkenntnisreich, erstmals das Wirken des Museums in gegensätzlichen Staats- und Gesellschaftssystemen in den Blick zu nehmen: Beginnend mit der nationalsozialistischen Machtübernahme (Teilprojekt A) über die Zeit der Besatzung bis hin zur Etablierung der Bonner Republik in den 1960er Jahren unter den Direktoraten von Carl Georg Heise und Alfred Hentzen (Teilprojekt B, C), stellt sich für das Projekt eine anspruchsvolle Analyseaufgabe, wenn es nach der kultur- und gesellschaftspolitischen Rolle des Museums zwischen 1933 und 1969 fragt. Große Relevanz kommt dabei der Frage zu, zu welchem Zeitpunkt und in welchen Formen die Vorstellungen von der gesellschaftlichen Rolle der Kunst Eingang in die Museumsarbeit fanden und wie sich die Konzeption des Museums jeweils verschob. Um abschätzen zu können, wie sich die Vereinnahmung der Kunsthalle und ihrer Bestände in den verschiedenen politischen Kontexten unterschied, ist zu untersuchen, wie sehr diese auch vom Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg bedingt oder mitgeprägt war und welcher Stellenwert dabei einzelnen personellen Schlüsselpositionen, vor allem auch hinsichtlich der weiblichen Mitarbeiterinnen, zukam (Teilprojekt D). Die Beheimatung des Seminars in den Museumsräumen von 1926 bis 1969 stellt gegenüber anderen deutschen Kunstmuseen eine Besonderheit dar. Das ist insofern wichtig, da sowohl Kunstmuseen als auch Universitäten kollektives Wissen mit gesellschaftlicher und politischer Relevanz entwickeln. Diese bisher in der Forschung zu wenig beachtete gegenseitige Einflussnahme von akademischer und musealer Kunstgeschichtsforschung kann hier exemplarisch für die NS-Zeit und die Zeit nach 1945 untersucht werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen