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Entwicklung und Pilotevaluation von Risikokriterien für bipolare Erkrankungen

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung von 2007 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 51544401
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) hat der Prävention eine Priorität zur Reduktion der Behinderung, der Stigmatisierung und der gesellschaftlichen Kosten durch psychische Störungen zugesprochen. Die Gruppe um McGorry vom ORYGEN Research Centre an der University of Melbourne, Australien, konnte erstmals weltweit Risikokriterien für psychotische Erkrankungen definieren und eine darauf bezogene psychosepräventive Intervention positiv evaluieren. Auf der Grundlage langjähriger Arbeit mit bipolar Ersterkrankten und der Durchführung der ersten prospektiven Studie zu Übergängen in bipolare Ersterkrankungen arbeitet die Arbeitsgruppe um McGorry derzeit an Kriterien für ein unterschwelliges bipolares Syndrom, bei dem eine Prävention gerechtfertigt sein könnte. Aufbauend auf Vorarbeiten zu Frühsymptomen vor schizophrenen und affektiven Episoden sowie auf Erfahrungen mit der Evaluation von Risikokriterien und von präventiven Strategien bei Risikopersonen für schizophrene Störungen hat der Antragsteller am ORYGEN Research Center, erstmals weltweit Risikokriterien für Personen mit bipolaren Störungen (Bipolar at-risk - BAR) definiert und in ersten Pilotstudien evaluiert. Erste Pilotkriterien wurden aus der Literatur und aus den Daten retrospektiver Interviews an 18 manisch Ersterkrankten abgeleitet (Pilotstudie 1). Diese Pilotkriterien (Alter zwischen 15 und 25 Jahren und subthreshold mania oder depression oder cyclothymic features oder depression + genetic risk) wurden auf die Aufnahmeuntersuchungen von 173 Patienten im Alter zwischen 15 und 25 angewendet und auf ihre differentielle und prädiktive Validität untersucht. 22 Patienten erfüllten die BAR-Kriterien. In einem Follow-up nach durchschnittlich 265.5 Tagen wurden 22.7 % der Patienten mit BAR maniespezifisch behandelt im Gegensatz zu 0.7 % in der Gruppe, die die BAR-Kriterien nicht erfüllt hatte (Pilotsudie 2). Derzeit werden die Kriterien prospektiv an hilfesuchenden klinisch symptomatischen Patienten evaluiert. Zum Zeitpunkt der Abfassung des Berichtes sind 14 Patienten, die die BAR-Kriterien erfüllt hatten, über einen Zeitraum von im Durchschnitt 100 Tagen nachuntersucht worden (Pilotstudie 3). Bisher fand sich kein Übergang in die Manie. Zur Erhöhung der klinischen Prädiktivität der BAR-Kriterien wäre der zusätzliche Einbezug biologischer Parameter denkbar. Unter diesem Aspekt wurden hirnmorphologische Veränderungen untersucht. Von 128 Patienten, von denen eine kraniale MRT-Untersuchung sowie diagnostische Informationen bei Aufnahme und Follow-up vorlagen, entwickelten 11 im Follow-up eine bipolare Störung. Beim Baseline-MRT unterschieden diese sich von Kontrollprobanden und Personen, die beim Follow-up keine Diagnose boten, durch eine kleinere Amygdala sowie eine kleinere Insula. Hippocampus- und Ventrikelgröße unterschieden sich nicht (Pilotstudie 4). Bei den oben dargestellten Arbeiten handelt es sich um die weltweit ersten Versuche, Risikokriterien für bipolare Erkrankungen zu etablieren und prospektiv zu evaluieren. Das vorliegende Projekt ist weiterhin weltweit das erste Projekt, das klinische und hirnmorphologische Risikokriterien für die Entwicklung von bipolaren Störungen zu entwickeln versucht. Dieses Projekt hat dabei das Potential ein neues Forschungsfeld zu erschließen, wenn die vorgeschlagenen Kriterien in prospektiven Studien bipolare Erkrankungen mit ausreichender Sicherheit vorhersagen sollten. Die Etablierung valider Risikokriterien würde es Wissenschaftlern ermöglichen die neurobiologischen, psychopathologischen und Umgebungsfaktoren, die mit dem ersten Auftreten von manischen Episoden einhergehen, prospektiv zu untersuchen und könnte dadurch zu einem neuen, tieferen Verständnis der Erkrankung führen sowie Möglichkeiten zur indizierten Prävention der Störung eröffnen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2008) Prospective pilot evaluation of at-risk criteria for bipolar disorder. Early Intervention in Psychiatry 2 (Suppl 1) 20
    Bechdolf A, Conus P, Cotton SM, Nelson B, Thompson A, Chanen A, Yung AR, Berk M, McGorry PD
  • (2008) Prospective pilot evaluation of at-risk criteria for bipolar disorder. European Psychiatry
    Bechdolf A, Conus P, Cotton SM, Nelson B, Thompson A, Chanen A, Yung AR, Berk M, McGorry PD
  • (2008) Prospektive Pilotevaluation von Risikokriterien für bipolare Störungen. Nervenarzt 79 (Suppl 4) 255
    Bechdolf A, Conus P, Cotton SM, Nelson B, Thompson A, Chanen A, Thompson A, Yung AR, Berk M, McGorry PD
  • (2009). A preliminary evaluation of the validity of at-risk criteria for bipolar disorders in help seeking adolescents and young adults
    Bechdolf A, Nelson B, Cotton SM, Chanen A, Thompson A, Kettle J, Conus P, Amminger GP, Yung AR, Berk M, McGorry PD
 
 

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