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Wie gemeinsames Erinnern das Gedächtnis beeinflusst
Antragstellerin
Dr. Magdalena Abel
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 515576930
Im Alltag nutzen wir unser Gedächtnis oft in Interaktion mit anderen Menschen. Bisherige Forschung identifizierte positive, aber auch negative Effekte sozialer Interaktionen auf unser Erinnern. Im Anschluss an einen gemeinsamen Gedächtnistest zeigt sich oft ein kollaborativer Fördereffekt (d.h., eine bessere Erinnerungsleistung für die gelernten Inhalte), andererseits aber auch soziale Ansteckung mit Falschinformation (d.h., eine Verzerrung der eigenen Gedächtnisleistung auf Basis des sozialen Inputs). Diese positiven und negativen Effekte wurden bisher nur getrennt voneinander und nie im Zusammenspiel untersucht. Ein neues, rekognitionsbasiertes Paradigma erlaubt nun jedoch genau dies. Erste Vorarbeiten legen nahe, dass kollaborativer Fördereffekt und soziales Anstecken mit Falschinformation gleichzeitig auftreten und gemeinsam zur Entstehung sozial geteilter Erinnerungen auf Gruppenebene beitragen. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts soll soziale Informationsweitergabe auf Basis des neuen Paradigmas umfassend untersucht werden. In Programmabschnitt 1 stehen die kognitiven Mechanismen hinter sozialer Informationsweitergabe im Vordergrund. Aufbauend auf bisheriger Forschung sollen Quellengedächtnisurteile (Experiment 1), Remember/Know Urteile (Experiment 2) sowie die Rolle distinkter Verarbeitung (Experiment 3) untersucht werden, um zu ergründen, welche kognitiven Mechanismen die soziale Weitergabe von Information unterstützen und so zur Herausbildung sozial geteilter Erinnerungen beitragen. In Programmabschnitt 2 sollen zudem wichtige Einflussfaktoren auf soziale Informationsweitergabe variiert werden. Unter Verwendung komplexen Lernmaterials sollen dadurch Erkenntnisse über den Einfluss von sozialer Vertrautheit (Experiment 4), von sozialem Druck und Konsens (Experiment 5) und der Gruppengröße (Experiment 6) gewonnen werden. Schließlich steht in Programmabschnitt 3 die Frage im Fokus, inwiefern die soziale Weitergabe von Information auch als adaptiv betrachtet werden kann. In der bisherigen Literatur wird die soziale Weitergabe neuer Information größtenteils als negativer Einfluss beschrieben, der unser Gedächtnis verzerrt. Soziale Interaktionen sind jedoch auch eine Quelle neuen Lernens, und die entsprechenden Gedächtnisverzerrungen mögen sich unter bestimmten Bedingungen auch positiv auf zukünftiges Verhalten auswirken. Um diese Sichtweise zu prüfen soll der Einfluss sozialer Informationsweitergabe auf anschließende Entscheidungen in zwei weiteren Experimenten (Experimente 7 und 8) untersucht werden. Zusammengefasst verfolgt das Projekt das Ziel, Einflüsse sozialer Interaktion auf das Gedächtnis und das Entstehen geteilter Erinnerungen systematischer und ganzheitlicher als bisher zu untersuchen. Auf Basis der geplanten Experimente lassen sich neue Erkenntnisse gewinnen, die das Potential haben, derzeit vorherrschende Sichtweisen auf Erinnerungsprozesse in sozialen Kontexten zu verändern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen