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Das Gymnasium von Agrigent: Entwicklung, urbaner Kontext und soziokulturelle Bedeutung

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Thomas Lappi; Professorin Dr. Monika Trümper
Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 515617422
 
Das Gymnasium war zentral für die Kultur und Identität griechischer Poleis. Die frühesten archäologischen Befunde von Gymnasia wurden in ostgriechischen Städten und Heiligtümern des 4. Jhs. v. Chr. gefunden. Diese Gymnasia umfassten eine Palästra, einen Bau mit Hof und Räumen für sportliche und intellektuelle Aktivitäten und fürs Baden, aber gewöhnlich auch Vorrichtungen für das Lauftraining. Gymnasia wurden in der hellenistischen Zeit Standard in Städten des gesamten Mittelmeerraums, inkl. Sizilien. Hieron II. von Syrakus soll sich besonders um die Errichtung von Gymnasia in den Städten seines Reichs bemüht haben. Während literarische Quellen und Inschriften mit Bezug zu sizilischen Gymnasia gut untersucht sind, wurden die archäologischen Quellen bislang kaum beachtet. Derzeit sind nur 2 sicher identifizierte Beispiele in Agrigent und Solunt bekannt; mögliche Gymnasia sind in 4 weiteren Städten identifiziert worden. Keines dieser 6 Beispiele wurde bislang vollständig freigelegt und publiziert. Folglich spielt dieser Bautyp in aktuellen Diskursen zur urbanen Entwicklung und Kultur des hellenistisch-römischen Sizilien keine Rolle. Das auf 3 Jahre angelegte Projekt soll diese Forschungslücke schließen mit einer umfassenden Untersuchung des Gymnasiums von Agrigent, das wegen seiner Größe, Anlage und Geschichte das wichtigste Beispiel Siziliens bildet. Grabungen, die zwischen den 1950er Jahren und 2005 durchgeführt wurden, haben einen Pool sowie Teile eines Laufbahn-Komplexes mit Stoa, hydraulischem Komplex, Altar, exedraartiger Struktur, möglicher Tribüne und beschrifteten Sitzen freigelegt. Da diese Grabungen nur in kurzen Berichten publiziert wurden, ohne die Stratigraphie und Funde zu diskutieren, bleiben wichtige Fragen offen: Ausdehnung, Plan und Funktion des Gymnasiums, bes. Existenz und Lage einer Palästra sowie die Bedeutung der Strukturen im Laufbahn-Komplex; hier ausgeübte Aktivitäten; Entwicklung von der umstrittenen Bauzeit (spätes 2. oder spätes 1. Jh. v. Chr.) über die Zahl und Datierung von Umbauphasen bis zur Auflassung (ca. 200–250 n. Chr.?); urbaner Kontext und soziokulturelle Bedeutung des Gymnasiums. Das Projekt will diese Fragen mit einer Untersuchung der Stratigraphie und der Funde früherer Grabungen in den Magazinen und Archiven des Parco Archeologico sowie mit neuen Grabungen im Bereich des Gymnasiums beantworten. Basierend auf einem geophysikalischen Survey von 2020 wurden Bereiche identifiziert, die für die Frage nach Plan und urbanem Kontext des Gymnasiums besonders vielversprechend sind. Je nach Befundlage sollen die Feldforschungen auch archäobotanische und archäozoologische Untersuchungen umfassen, um die menschlichen Aktivitäten zu rekonstruieren. Mit einer englischsprachigen Monographie wird das Projekt zu aktuellen Diskursen zu Agrigent und Sizilien in der späthellenistischen und vor allem römischen Kaiserzeit beitragen, die besonders unter archäologischen Gesichtspunkten bislang vernachlässigt worden ist.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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