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Der Einfluss anthropogener Nahrungsquellen auf die Sozialstruktur von Tieren

Antragstellerin Dr. Kristina Beck
Fachliche Zuordnung Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 515649177
 
Die Sozialstruktur von Tieren, oft als soziales Netzwerk dargestellt, wirkt sich grundlegend auf wichtige Populationsprozesse aus, von der Fortpflanzung bis hin zu der Verbreitung von Informationen. Noch relative wenig ist darüber bekannt, welche Faktoren die Vielfalt in tierischen Sozialstrukturen beeinflussen. Die Verfügbarkeit von Nahrungsquellen beeinflusst nicht nur die Entscheidung von Tieren wohin sie sich bewegen und damit die räumlich-zeitliche Verteilung von Individuen, sondern auch die Möglichkeiten für soziale Interaktionen und folglich die Sozialstruktur. Menschliche Aktivitäten wie Urbanisierung und Naturtourismus verändern zunehmend die Verfügbarkeit von Nahrungsquellen. Solche anthropogenen Nahrungsquellen können sich aus zwei Gründen auf soziale Interaktionen auswirken: Sie haben einen starken Einfluss auf die Verfügbarkeit von Nahrung, und sie bergen Risiken aufgrund der Nähe zum Menschen. Diese Merkmale können sich auf verschiedene Ebenen von sozialen Gruppen auswirken, die von dyadischen Assoziationsmustern (wer assoziiert mit wem) über die soziale Netzwerkstruktur, bis hin zu Populationsprozessen reichen. Jedoch sind die Auswirkungen von anthropogenen Nahrungsquellen auf Tiergesellschaften überraschend unerforscht. In vorgeschlagenen Projekt möchte ich diese Wissenslücke schließen, indem ich Alpendohlen (Pyrrhocorax graculus) untersuche, eine soziale Rabenvogelart, die häufig anthropogene Nahrungsquellen nutzt. Alpendohlen treffen in ihrem natürlichen Lebensraum zunehmend auf Menschen und werden von Wanderern gefüttert oder fressen Nahrungsreste bei Berghütten. Im Winter suchen Alpendohlen regelmäßig in Städten nach Nahrung. Alpendohlen bewohnen daher zwei extreme Lebensräume (alpin versus städtisch), die sich hinsichtlich der anthropogenen Nahrungsverfügbarkeit unterscheiden. Bei der Nahrungssuche müssen Individuen zwischen Konsum und der Vermeidung von Menschen abwägen. Daher werde ich erst individuelle Unterschiede in der anthropogenen Ressourcennutzung und deren Auswirkung auf dyadische Assoziationsmuster untersuchen. Zweitens werde ich analysieren, ob die räumlich-zeitliche Änderung der anthropogenen Nahrungsverfügbarkeit die Sozialstruktur beeinflusst. Während anthropogene Nahrungsquellen im städtischen Bereich oft sehr häufig und regelmäßig sind, können sie in alpinen Lebensräumen je nach Freizeitaktivitäten stark variieren. Solche Unterschiede in der Nahrungsverfügbarkeit können die räumlich-zeitliche Verteilung von Individuen beeinflussen und somit die Sozialstruktur. Anthropogene Nahrungsquellen können darüber hinaus auch Populationsprozesse wie die Verbreitung von Informationen beeinflussen, was ich in einem Experiment mit unterschiedlicher anthropogener Nahrungsverfügbarkeit untersuchen möchte. Meine Ergebnisse werden wichtige Erkenntnisse darüber liefern, wie Tiere auf vom Menschen verursachte Umweltveränderungen reagieren und wie sich anthropogene Nahrungsquellen auf Tiergesellschaften auswirken.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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