Detailseite
Projekt Druckansicht

Koaktivierung der Differenz in der verbalen Domäne der Deutschen Gebärdensprache: eine Perspektive auf Erwerb und Verarbeitung von Gebärden und Lesen

Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 515745157
 
In diesem Projekt werden Verarbeitungsstudien und die Spracherwerbsperspektive kombiniert, um der Frage nachzugehen, ob einfache Verben und Kongruenzverben in der Deutschen Gebärdensprache (DGS) unterschiedliche Kategorien darstellen. Im Gegensatz zu Kongruenzverben sind einfache Verben in ihrer morpho-phonologischen Struktur lexikalisch festgelegt und können nicht modifiziert werden. Wir prüfen, ob sich diese Verbtyp-Unterscheidung im neuronalen Zeitverlauf der erstsprachlichen (L1) morphosyntaktischen Verarbeitung während des Gebärdensprachverstehens bei tauben Erwachsenen widerspiegelt. Zu diesem Zweck werden Verbkongruenzverletzungen und Restriktionen von Gapping-Strukturen während der Aufzeichnung der Elektroenzephalographie (EEG) verwendet. Das Projekt wird Aufschluss darüber geben, wie sich die morphosyntaktische Verarbeitung bei tauben Kindern im Schulalter und bei hörenden Zweitsprachenlerner*innen (L2) entwickelt, und wird Koaktivierungseffekte bei bimodal-bilingualen (BiBis) Personen mit unterschiedlichem Sprachhintergrund untersuchen. Indem wir taube Kinder testen, können wir die Generalisierbarkeit früherer Ergebnisse aus Studien zur Lautsprache verifizieren und dabei beurteilen, ob die bei hörenden Kindern beobachteten Entwicklungstrends bei tauben Kindern fortbestehen. Diese erleben oft einen verzögerten Erstspracherwerb. Daher untersucht das Projekt, ob verminderter Sprachinput in den ersten Lebensjahren den zeitlichen Verlauf der morphosyntaktischen Verarbeitung beeinflusst. Wie in bisheriger Forschung an Bilingualen gezeigt wurde, beeinflussen Koaktivierungsprozesse aus der L1 die Sprachverarbeitung in der L2. Im Projekt wird daher untersucht, inwieweit die morphosyntaktische Verarbeitung der L1 (DGS) die Verarbeitung der L2 (Deutsch) bei tauben bimodal-bilingualen Personen beeinflusst und ob die morphosyntaktische Koaktivierung durch das Erwerbsalter und/oder die Sprachkompetenz moduliert wird. Darüber hinaus wird die Entwicklung der Sensitivität hörender L2-Lerner*innen für DGS-Verbkongruenz über verschiedene Lernstadien hinweg untersucht, um Lernmechanismen des späten Gebärdenspracherwerbs mit dem (muttersprachlichen) Spracherwerb bei Kindern zu vergleichen. Die bimodal-bilinguale syntaktische Koaktivierung einer gesprochenen und einer gebärdeten Sprache im Allgemeinen und die Subjekt-Verb-Kongruenz im Besonderen sind bisher nicht untersucht worden. Die Unterschiede in der Subjekt-Verb-Kongruenz zwischen gesprochenen und gebärdeten Sprachen und die einzigartigen Eigenschaften der Subjekt-Verb-Kongruenz machen dies zu einem idealen Thema für die Untersuchung universeller Mechanismen der morphosyntaktischen Koaktivierung. Langfristig könnte diese vorgeschlagene Forschung zur Gebärden- und Schriftsprachverarbeitung wichtige Impulse für die Linguistic-Diversity-Debatte über einen angemessenen Sprachzugang für taube Kinder sowie grundlegende Erkenntnisse für die pädagogische Gestaltung des kontrastiven Sprachunterrichts liefern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung