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Die »Heimkehrerstudien« des Instituts für Sozialforschung. Eine soziologiegeschichtliche Untersuchung des Zusammenhangs von Wissenschaft, Öffentlichkeit und gesellschaftlicher Demokratisierung in der frühen Bundesrepublik

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 515765948
 
Das Projekt analysiert exemplarisch die Rolle der westdeutschen Soziologie im konflikthaften Demokratisierungsprozess der frühen Bundesrepublik. Die leitende Untersuchungsperspektive ergibt sich aus der Verbindung von Soziologiegeschichte und historischer Gesellschaftsanalyse. Der spezifische Gegenstand der Analyse sind die beiden sogenannten »Heimkehrerstudien«, die das Frankfurter Institut für Sozialforschung von 1956 bis 1959 durchführte und die zu den umfangreichsten empirischen Erhebungen dieser Zeit gehören. Das Institut analysierte hier den größten deutschen Veteranenverband, den Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Deutschlands einerseits hinsichtlich des politischen Bewusstseins seiner Mitglieder und andererseits unter organisationssoziologischen Gesichtspunkten. Auf der Grundlage dieser Studien sollten pädagogische Programme zur Demokratisierung der Kriegsveteranen entwickelt werden. Aufgrund politischer Widerstände wurde die Publikation der Ergebnisse beider Studien jedoch blockiert, die Ergebnisse sind bis heute unveröffentlicht. Ziel der Studie ist eine exemplarische Analyse von Konflikten über die Demokratisierung der frühen Bundesrepublik und der Rolle der Soziologie in diesen Konflikten. Das Forschungsprojekt geht von der Hypothese aus, dass die Demokratisierung der postnationalsozialistischen Bundesrepublik Gegenstand von Konflikten mit ungewissem Ausgang war. Anhand der Auseinandersetzungen, die um die Ergebnisse der »Heimkehrerstudien« geführt wurden, lassen sich zentrale Widersprüche und Konfliktachsen der demokratiepolitischen Auseinandersetzungen herausarbeiten. Das Projekt verfolgt aus einer praxeologischen Perspektive drei aufeinander aufbauende Forschungsfragen: Akteursbezogen fragt es danach, welche Interessen und Motivationen für die beteiligten Akteure handlungsleitend waren. Prozessbezogen wird es die politisch-institutionellen Prozesse untersuchen, die für die Verhinderung der Publikation und die Blockade der politisch-pädagogischen Zielsetzungen verantwortlich waren. Strukturbezogen fragt es danach, welche Erkenntnisse sich vor diesem Hintergrund über die Rolle der Soziologie in gesellschaftlichen Konflikten um die Demokratisierung der frühen Bundesrepublik gewinnen lassen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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