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Das Zusammenspiel von Vernier-Sehschärfe und Lesen sowie ihre Entwicklungsverläufe

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 515780545
 
Aktuelle Forschung zeigt, dass Erfahrungen erheblichen Einfluss auf die Gehirnentwicklung haben und die erfahrungsabhängige Entwicklung des visuellen Systems bis weit in die Kindheit und Jugend reicht. Im Laufe dieses langen Entwicklungsprozesses nehmen Kinder und Jugendliche die Welt sowohl qualitativ als auch quantitativ anders wahr als Erwachsene. In unserer Längsschnittstudie möchten wir das Zusammenspiel zwischen einer zentralen visuellen Fähigkeit, der Vernier-Sehschärfe (VerA), und einer zentralen Kulturtechnik, dem Lesen, sowohl mit behavioralen als auch mit elektrophysiologischen Maßen untersuchen. VerA, die auf kortikaler Verarbeitung beruht, ermöglicht uns die Unterscheidung relativer Positionen von Elementen und so z.B. das Erkennen eines kleinen Versatzes zwischen zwei Linien. Innerhalb der ersten Lebensjahre verbessert sich VerA erheblich, interessanterweise zeigt sich jedoch ein zweiter starker Anstieg im Alter von ca. 6 Jahren. Es wird vermutet, dass dieser zweite Anstieg mit dem Lesen und/oder Lesenlernen zusammenhängen könnte, da eine hohe VerA ermöglicht, kleinste Unterscheidungen zwischen Buchenstaben, wie z.B. "c" und "o" oder auch "h" und "n", zu treffen. Wir werden von den Kindern sowohl ein Profil der visuellen Fähigkeiten als auch der Lesefähigkeit bzw. der entsprechenden Vorläuferfertigkeiten erheben und die Kinder beim Übergang vom Kindergarten bis zur zweiten Klasse begleiten. Durch die Kombination von elektrophysiologischen und behavioralen Maßen werden wir die Entwicklung der visuellen Fähigkeiten und der Lesefähigkeiten auf verschiedenen Ebenen verfolgen, sowie das Wissen über die Diagnose und zugrundeliegende Mechanismen von VerA erweitern. Mit Hilfe unseres Längsschnittdesigns werden wir die Frage beantworten, ob der zweite VerA-Anstieg im Alter von ca. 6 Jahren vom Lesen(lernen) oder von der allgemeinen Beschulung oder aber von generellen Reifungsprozessen beeinflusst wird. Zudem werden wir untersuchen, inwiefern VerA und ihre Entwicklung wiederum das Lesen(lernen) beeinflusst. Durch den Einschluss von Erwachsenen mit einen "ausgereiften" Lese- und visuellen Systemen möchten wir individuelle Unterschiede und die möglicherweise stabilen Korrelationen zwischen VerA und Lesefähigkeit untersuchen. Erkenntnisse über den Zusammenhang von VerA und Lesefähigkeiten könnten besonders wichtig sein für Kinder, die Schwierigkeiten beim Lesen(lernen) haben oder die mit einer Dyslexie diagnostiziert wurden. Unsere Ergebnisse können wichtige Konsequenzen für unser Verständnis der fortlaufenden und erfahrungsabhängigen Gehirnentwicklung im Laufe der Kindheit haben und eventuell praktische Anwendungen in der pädagogischen Praxis finden. Wenn wir finden sollten, dass die Entwicklung der VerA das Lesen(lernen) beeinflusst, könnte dies in Empfehlungen münden in Bezug auf Screenings in der Schuleingangsuntersuchung oder auch mögliche Interventionen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug USA
Kooperationspartner Professor Dr. Benjamin J. Balas
 
 

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