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Wilhelm Fiedler: Leben, Werk und Wirken. Die Kämpfe eines Geometers

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 515951245
 
Ziel ist es, eine Monographie nebst einem Quellenband über Wilhelm Fiedler fertigzustellen. Neben seinem Leben. seinen Werken und seinem Wirken sollen darin auch die Auseinandersetzungen und Kämpfe um die Geometrie in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. an Fiedlers Wirkungsstätten Chemnitz, Prag und Zürich anhand von Briefwechseln und Dokumenten aus Fiedlers Nachlass sowie anhand seines Werkes und Wirkens quellenbasiert authentisch rekonstruiert und analysiert werden. Ein Schwerpunkt dabei liegt naturgemäß auf den Bearbeitungen der Werke von G. Salmon durch W. Fiedler. Diese waren sehr weit verbreitete und vielgenutzte Lehrbücher; sie dienten als Referenzwerke, auf die man sich aufgrund ihrer allgemeinen Bekanntheit problemlos beziehen konnte. Generationen von Mathematikern haben aus ihnen gelernt. Sie prägten eine Richtung der geometrischen Lehre und Forschung, damals sprach man meist von analytischer oder auch von neuerer Geometrie. Fiedlers Lehrbuch der darstellenden Geometrie fand Verbreitung; hier legte Fiedler sein zentrales Anliegen dar, die darstellende und die projektive Geometrie zu verschmelzen. Seine beiden anderen eigenständigen Werke blieben weitgehend unbeachtet, enthalten aber dennoch interessante Ideen und historisch wichtige Ausführungen. Zwei weitere Schwerpunkte des Projektes sind: das hier so genannte Netzwerk Geometrie und Fiedlers Wirken im Kontext der polytechnischen Tradition. Das Netzwerk Geometrie umfasste eine Gruppe von mehrheitlich an Polytechnika beschäftigten Mathematikern, die in Opposition stand zu der in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. erstarkenden Strömung innerhalb der deutschsprachigen Mathematik, welche die Analysis, die Algebra und die Axiomatik betonte - Stichwort: Arithmetisierung. Dagegen setzten sich Fiedler und viele seiner Briefpartner für die Geometrie und den Erhalt bzw. Schaffung von Professuren für diese an Universitäten und Polytechnika ein. Hinzu kommen Briefe von Fiedlers Schülern, Assistenten und Kollegen sowie von anderen Briefpartnern (oft Ingenieure). Eine Auswahl der Briefe soll transkribiert und kommentiert allgemein zugänglich gemacht werden. Unter polytechnischer Tradition wird hier die spezifische Art und Weise verstanden, in der Mathematik an den Polytechnika unterrichtet wurde, wobei der darstellenden Geometrie eine zentrale Rolle zukam. Letztere bildete ebenso wie der Einsatz von Modellen ein Spezifikum der polytechnischen Welt, die auch an Universitäten exportiert wurden. In Fiedlers Nachlass finden sich neben Briefen zahlreiche Dokumente wie z. B. Vorlesungsskripte von Fiedler selbst, Nachschriften seiner Studenten, Inhaltsübersichten zu Vorlesungen, Übungsaufgaben für die Studenten, autographierte Materialien für die Studierenden, Schülerarbeiten inklusive Zeichnungen. Diese Materialien vermitteln authentisches Wissen, zu vielen Fragen, die bislang in der Forschung eher oberflächlich behandelt wurden (Beispiel: Lehre und Herausbildung der projektiven Geometrie).
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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