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Ursachen und Konsequenzen männlicher Fürsorge für Jungtiere bei einem promisken Primaten
Antragstellerin
Professorin Julia Ostner, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 515982111
Evolutionäre Modellierung und empirische Studien sagen voraus, dass männliche Jungtierfürsorge vorrangig bei Arten mit einem hohen Grad an Vaterschaftssicherheit auftreten sollte, also bei paarlebenden oder monogame Arten, da in diesen Situationen die Kosten der Fürsorge für die Männchen verringert sind. Daher konzentrierten sich die meisten Studien zur Evolution männlicher Fürsorge auf diese Taxa. Die natürliche Selektion begünstigt jedoch unter bestimmten Umständen die Evolution der männlichen Fürsorge auch in promisken Systemen mit geringer Vaterschaftssicherheit. Männliche Fürsorge kann selektiert werden, wenn sie entweder als mating effort fungiert, dann nämlich, wenn fürsorgliche Männchen Paarungsvorteile genießen, weil Weibchen ihre Partnerwahl von der Fürsorgebereitschaft des Männchens abhängig machen, oder als parental effort, wenn Männchen ihr Investment gezielt auf ihre genetische Nachkommen richten und die Fürsorge die Qualität und Fitness der Nachkommen verbessert. In dem vorgeschlagenen Projekt werden wir bei einer promisken Primatenart (1) die Vorteile, speziell in Form von erhöhtem Paarungs- und Fortpflanzungserfolg, untersuchen, die Männchen durch ihre Fürsorge in Jungtiere ziehen können, entweder durch mating effort und der weiblichen Partnerwahl oder durch parenting effort und echte väterliche Fürsorge für genetisch verwandte Jungtiere. Als Nächstes werden wir (2) einen potentiellen Trade-off zwischen diesen Taktiken und einen möglichen Wechsel der Taktiken testen, da sich die relativen Gewinne aus beiden über die Lebensspanne eines Männchens oder bei Statusänderungen ändern können. Schließlich werden wir (3) die Forschung zur männlichen Fürsorge entscheidend ergänzen, indem wir die Fitnessfolgen der Fürsorge für Jungtiere in einem promisken Paarungssystem quantifizieren. Zur Bearbeitung des Projektes nutzen wir einen großen Langzeitdatensatz über männliche Fürsorge und Sexualverhalten, kurz- und langfristige Vorteile der Fürsorge für die Jungtiere (z. B. Alter bei Geschlechtsreife, Überleben) sowie genetische Analysen zur Verwandschaft. Diese Daten werden seit 2006 an Assammakaken, einer Primatenart mit einem promisken Paarungssystem und entsprechend geringer Vaterschaftssicherheit, unserer Langzeitstudienpopulation in ihrem natürlichen Lebensraum im Nordosten Thailands gesammelt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Professor Dr. Christian Roos; Privatdozent Dr. Oliver Schülke, Ph.D.