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Early Manila Hokkien (EMHo): Sprache, Missionarslinguistik und Migration aus der Perspektive des Bocabulario de lengua sangleya por las letraz de el A.B.C.
Antragsteller
Privatdozent Dr. Hans-Jörg Döhla; Professor Dr. Henning Klöter
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Asienbezogene Wissenschaften
Datenmanagement, datenintensive Systeme, Informatik-Methoden in der Wirtschaftsinformatik
Wissenschaftsgeschichte
Asienbezogene Wissenschaften
Datenmanagement, datenintensive Systeme, Informatik-Methoden in der Wirtschaftsinformatik
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 516028715
Im Mittelpunkt des EMHo-Projekts steht ein chinesisch-spanisches Manuskriptwörterbuch aus dem frühen siebzehnten Jahrhundert: das „Bocabulario de lengua sangleya por las letraz de el A.B.C.“ Das von einem anonymen spanischen Missionar verfasste Bocabulario, das mehr als 200 doppelseitige Blätter umfasst, ist eine umfassende Dokumentation der Sprache, die von chinesischen Migranten in Manila gesprochen wurde. Diese Sprache ist als Süd-Min oder alternativ, insbesondere in Südostasien, als Hokkien bekannt. Im Rahmen des Projekts soll zum einen der Inhalt des Bocabulario durch eine wissenschaftliche digitale Edition zugänglich gemacht werden. Diese umfasst digitale Faksimiles, eine diplomatische Transkription und eine englische Übersetzung. Eine erweiterte normalisierte Repräsentation des spanischen Originaltexts und zusätzliche linguistische Annotationen mit Interlinearglossierung, Tontranskription und Schriftzeichen sollen das Material für eine breitere linguistische Community zugänglich machen und somit neue Möglichkeiten der digitalen Kodierung außereuropäischer Sprachen schaffen. Auf der Grundlage dieser Edition wird das Bocabulario zum anderen in drei miteinander verknüpften Kontexten analysiert: Sprachgeschichte, Missionarslinguistik und historische Soziolinguistik. Die sprachgeschichtliche Analyse baut auf der Hypothese auf, dass die chinesischen Migranten in Manila eine als Early Manila Hokkien bezeichnete Kontaktvarietät sprachen, die Merkmale verschiedener Süd-Min-Dialekte enthielt. Ziel ist es, mittels eines systematischen Vergleichs der Sprachdaten den Status des Early Manila Hokkien innerhalb der Gruppe der Süd-Min-Dialekte und des südostasiatischen Sprachbundes zu ermitteln. Die missionarslinguistische Untersuchung zielt darauf ab, die linguistische Metasprache und die lexikographische Struktur des Bocabulario aus iberoromanistischer Perspektive einzuordnen und durch terminologische und lexikographische Vergleiche zu ergründen, wie die Missionare eine chinesische Sprache außerhalb Chinas und somit ohne intellektuellen Austausch mit chinesischen Sprachgelehrten wissenschaftlich konzeptualisierten. In seiner historisch-sprachsoziologischen Ausrichtung stellt das Projekt die Tatsache in den Vordergrund, dass das Early Manila Hokkien eine Migrationssprache war. Da die chinesische Migration wesentlich zur sprachlichen Komplexität Manilas beitrug, soll das soziolinguistische Umfeld der Stadt in der frühen Phase des spanischen Kolonialismus rekonstruiert werden. Dabei geht es insbesondere um den Status des Early Manila Hokkien gegenüber anderen Sprachen und die Frage, wie dieser durch koloniale Sprachideologien geformt wurde.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Österreich
Partnerorganisation
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Kooperationspartnerin
Dr. Martina Scholger