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Commitment innerhalb der Familie in dynamischen Kontexten

Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 516317370
 
Die Familie ist eine wichtige ökonomische Institution. Seitdem die Grundsteine vieler für die Familie wichtiger wirtschaftspolitischer Regelungen, wie die Sozialversicherung und das Steuersystem, gelegt wurden, hat sich das Bild der Familie jedoch stark gewandelt. Heutzutage sind die meisten Familien Doppelverdienerhaushalte und Ehescheidungen wurden rechtlich erleichtert. Beide Entwicklungen stärken die Unabhängigkeit der einzelnen Familienmitglieder, schwächen aber auch ihre Bindung an die Familie. Politikempfehlungen sollten daher aus Modellen abgeleitet werden, die, anders als das verbreitete unitäre Modell des Haushalts, diese Eigenschaften moderner Familien berücksichtigen. Dafür geeignet ist der Ansatz der „eingeschränkten Selbstbindung“ („limited commitment“), der potenzielle, und sich ändernde, Interessenkonflikte zwischen den Familienmitgliedern berücksichtigt. In Modul 1 werden wir quantitative Modelle unvollständiger Märkte, die verschiedene Versicherungskanäle modelltheoretisch abbilden, um limited commitment erweitern, um von der Literatur bisher vernachlässigte potenzielle Kosten der gegenseitigen Versicherung innerhalb der Familie zu untersuchen. Diese zusätzlichen Kosten resultieren aus dem Verlust an Verhandlungsmacht, den ein Familienmitglied erleidet, dessen negativer Einkommensschock von anderen Mitgliedern kompensiert wird. Da das optimale Ausmaß durch den Staat bereitgestellter Versicherung von der Effektivität privater Versicherungsmöglichkeiten abhängt, leiten wir Politikimplikationen ab, die sowohl die grundsätzliche Möglichkeit der gegenseitigen Versicherung innerhalb der Familie berücksichtigen als auch die Kosten, die durch limited commitment für diese Art der Versicherung entstehen. In Modul 2 untersuchen wir die in mehreren entwickelten Volkswirtschaften nachgewiesene empirische Beobachtung, dass Paare vermehrt Ersparnisse bilden, seit das Scheidungsrecht Scheidung ohne Zustimmung des Ehepartners erlaubt. Wir quantifizieren zwei konkurrierende Erklärungsansätze: Vorsorgesparen, um sich gegen das Scheidungsrisiko abzusichern, und die strategische Überakkumulation von Vermögen, um eine Scheidung in der Zukunft unattraktiv zu machen. Auf Grundlage dieser Unterscheidung entwickeln wir Empfehlungen für die Gestaltung des Scheidungsrechts. In Modul 3 werden wir die Möglichkeiten der empirischen limited commitment Forschung erweitern, indem wir erstmalig Daten zur individuellen Lebenszufriedenheit in diese Literatur einführen. Die Verwendung dieser Daten erlaubt den in der Literatur festgestellten Engpass zu umgehen, dass die vorhandenen Haushaltspaneldaten keine ausreichenden Informationen liefern, die individuellen Haushaltsmitgliedern zugeordnet werden können. Daten zur Lebenszufriedenheit werden dagegen auf individueller Ebene erhoben und erlauben daher eine direktere Überprüfung von limited commitment und verschiedenen Theorien zur Entscheidungsfindung von Haushalten im Allgemeinen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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