Detailseite
Projekt Druckansicht

Gyp als „agent provocateur“ einer Epoche im Umbruch: Eine Autorin zwischen weiblichem Liberalismus und Antisemitismus (im Zeichen einer (Anti-)Moderne)

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 516657454
 
Als Verfasserin von rund 100 Romanen und 30 Theaterstücken, als Pamphletistin, politische Kommentatorin und Karikaturistin war Sybille-Gabrielle Marie-Antoinette de Riquetti de Mirabeau, Comtesse Martel de Janville (1849-1932) unter dem Pseudonym Gyp eine der meist beachteten Schriftstellerinnen und Publizistinnen im Paris der Belle Époque. Im Zuge des "Jahrhundertskandals" der Dreyfus-Affäre avancierte die bekennende Antisemitin zur medial inszenierten Berichterstatterin und Wortführerin der Anti-Dreyfusards. Das Projekt untersucht das vieldimensionale Oeuvre der bis dato von der Forschung unbeachteten Autorin erstmals systematisch im Hinblick auf ihre Bedeutung als Schriftstellerin einer besonderen Umbruchssituation der Jahrhundertwende, die als "agent provocateur" eine zentrale Rolle nicht nur im literarischen, sondern auch im sozio-kulturellen Feld spielte. Im Fokus der kulturwissenschaftlich und komparatistisch ausgerichteten Studie stehen folgende Aspekte: Zum einen ihr Verdienst für eine sich herausbildende literarische Moderne - insbesondere im Zeichen einer Ästhetik des Spektakulären, im Kontext zeitgenössischer Geschlechterdiskurse und Körperkonzepte und unter intermedialen Gesichtspunkten, zum anderen ihre kritisch zu sehende Rolle als zentrale Agentin eines medial instrumentalisierten Antisemitismus am Schnittpunkt von literarischen und politischen Geltungsansprüchen, an dem sich im Zuge der Dreyfus-Affäre auch die Figur des "Intellektuellen" artikuliert. Gyps multimodales Werk wird innerhalb dieses Spannungsfeldes als Kristallisationspunkt einer Literatur betrachtet, die als Zeit"kritik" und "Wissens"-Produktion die besondere Situation zwischen Aufbruch und Dekadenz widerspiegelt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung