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Operative und kooperative Medialität. Die Planungsgeschichte der Regensburger Universitätsarchitektur 1962-78

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 516984258
 
Unter architekturhistorischer Perspektive zeichnen sich die deutschen Universitätsgründungen in den Nachkriegsjahrzehnten durch ein Paradox aus: Ihr gewaltiges Bauvolumen entstand zunächst ohne Bauherr_in, ohne Architekt_in – und letztlich auch ohne Bauaufgabe. Präziser gefasst formierten sich die jeweilige Institution sowie die Bauämter und Architektenteams erst während der Planungs- und Bauprozesse selbst. Und auch die Frage, was eine Universität definiert, wird bis heute kontrovers diskutiert. Die Chance, eine Entwurfsgeschichte zu untersuchen, die in komplexe und langwierige Aushandlungsprozesse zwischen Personenkreisen eingebettet ist, welche Diskurse der Architektur und Politik verbinden, ergibt sich auf Grund der Quellenlage nicht häufig. Ein solcher Fall liegt jedoch bezüglich der ersten und entscheidenden Planungs- und Bauphase der Universität Regensburg 1962-78 vor. Vor allem im Staatlichen Bauamt Regensburg haben sich tausende Fotografien und Schriftstücke sowie hunderte Modelldarstellungen und konzeptionelle Zeichnungen erhalten, anhand derer nachvollzogen werden kann, wie eine der charakteristischen Sichtbeton- und Systembau-Strukturen entstand, und welche Rolle den zahllosen beteiligten Personen und Institutionen zukam, von Architekten über Hochschulgremien und Ministerien bis hin zu Fachpresse und Forschungsinstitutionen. Über Briefwechsel und Studienreisen lässt sich zudem ein internationaler Austausch belegen. Nicht zuletzt ist der Kontext der Baumaßnahmen im politischen und sozialen Umfeld nachzuzeichnen, welcher in den Jahren zwischen Sputnik-Schock, ‚Bildungskatastrophe‘ und Studierendenunruhen von großer Dynamik gekennzeichnet war. Gerade für die Untersuchung von Medien der Architektur ist in den letzten Jahrzehnten der methodische Apparat unter dem Schlagwort der operativen Bildlichkeit bzw. Medialität umfassend erweitert worden – von der Bedeutung der Bilder, Modelle und Visualisierungen als Werkzeuge für den Entwurf über Vermittlungsprozesse und epistemische Verfahren bis hin zur Performanz und einem Status des Mediums als Akteur. Auf diese Weise ergeben sich neue Ansätze, die vielfältigen und oft hybriden Architekturdarstellungen, die sich im Regensburger Fall zwischen Skizze und Konzept, Diagramm und Plan, Modell, Fotografie und Schema entwickeln, hinsichtlich der Planungsgeschichte zu deuten. Es muss nach der Rolle gefragt werden, die jeder Darstellung bei Entwurf, Willensbildung und Vermittlung zukam, nach den beteiligten und adressierten Personenkreisen. Wie konnten Möglichkeitsräume für den Entwurf geöffnet werden, ohne zentrale Ideen wie Zentrum, Achsenkreuz oder Verbindung zur Altstadt zu gefährden? Wie wurden über einen langen Planungshorizont hinweg und unter Beteiligung unterschiedlichster Personenkreise Kontinuität und Kohärenz garantiert? Wie werden Artefakte des Entwurfes zu operativen und schließlich zu kooperativen Medien in den Feldern der Architektur, Publizistik und Politik?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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