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Tatort-KommissarInnen im Wandel. Eine diachrone Analyse der Ermittlerfiguren als Artefakte, fiktionale Wesen, Symptome der Gesellschaft und symbolische Repräsentanten des Staates.

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Andreas Dörner; Professorin Dr. Ludgera Vogt
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Politikwissenschaft
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 517008016
 
Der Tatort ist eine der wichtigsten Institutionen des deutschen Fernsehens. Mit 1.041 in Deutschland produzierten Folgen und nach wie vor großen Reichweiten feierte die Krimireihe im Jahr 2020 ihr 50-jähriges Jubiläum. Das vorliegende Forschungsvorhaben ist als interdisziplinäre Kooperation eines medienwissenschaftlichen Lehrstuhls der Philipps-Universität Marburg und eines soziologischen Lehrstuhls der Bergischen Universität Wuppertal angelegt. Das Ziel besteht darin, die Ermittlerfiguren des Tatorts und deren Entwicklung diachron vom Ursprung des Tatorts in 1970 bis zu dessen Jubiläum in 2020 auf Text-, Produktions- und Rezeptionsebene zu rekonstruieren. Als methodologische Grundlage dient das Konzept der Grounded Theory nach Glaser und Strauss. Zentrales Forschungsziel ist dabei, in Anlehnung an Jens Eders Konzept zur Figurenanalyse (2014) die Ermittlerfiguren als mediale Artefakte, als fiktive Wesen, als Symptome der Gesellschaft und vor allem als symbolisch verdichtete Repräsentanten des Staates zu untersuchen. Zu diesem Zweck wird am Standort Marburg anhand eines Samples von ca. 200 Folgen analysiert, wie die Ermittlerfiguren konstruiert sind: wie sie ihre professionellen und privaten Rollen interpretieren, wie sie sozial konturiert sind (etwa hinsichtlich Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung und Milieuzugehörigkeit) und welche Spuren des gesellschaftlichen Kontextes, in dem sie entstanden sind, sie jeweils in sich tragen. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Frage der Diversität. Vor allem aber soll erfasst werden, welches Bild des Staates als Teil des diachronen Wandels der politischen Kultur vermittelt wurde und wird. Am Standort Wuppertal findet die empirische Erhebung und Auswertung zur Produktions- und Rezeptionsebene statt. Anhand von ca. 50 teilstandardisierten Interviews mit an der Produktion beteiligten Personen aus den Bereichen Drehbuch, Redaktion und Regie soll rekonstruiert werden, welche Überlegungen hinter der Gestaltung der Ermittlerfiguren stehen und aus welchen Gründen etwa Änderungen der Ermittlerteams erfolgten. Die Rezeptionsdimension wird über Gruppendiskussionen mit jeweils vier bis sechs Teilnehmenden erfasst, welche anhand ausgewählter, thematisch einschlägiger Ausschnitte die Figuren der Ermittlerteams diskutieren. Die Ergebnisse beider Standorte werden fortlaufend trianguliert. Auf diese Weise wird eine Typologie der Tatort-Ermittlerfiguren entwickelt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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