Provinzresidenzen und Provinztempel von Bubastis: Neue archäologische Beiträge zur Entstehung administrativer Zentralorte des Nildeltas im Alten Reich

• Antragstellerin: Privatdozentin Dr. Eva Lange-Athinodorou
• Fachliche Zuordnung: Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
• Förderung: Förderung seit 2023
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 517238558

Im Urbanisierungsprozess im Ägypten des ausgehenden 4. und 3. vorchristlichen Jahrtausends waren Provinzresidenzen und Provinztempel gleichermaßen treibende wie konstituierende Faktoren bei der Entstehung von Zentralorten. Als lokale Schaltstellen der Landesverwaltung und physische Manifestationen institutioneller Macht gewährleisteten sie die stetige Verbindung zwischen Provinzen, Zentralorten und königlicher Residenzstadt. Die Beleglücke im provinzialarchäologischen Horizont in der 4.-5. Dynastie und fehlendes aussagekräftiges Textmaterial zu Provinzresidenzen führte in der Vergangenheit jedoch zur einseitigen intensiven Erforschung der Provinztempel. Im Resultat sind grundlegende Fragen bezüglich der zeitlichen, funktionalen und soziokulturellen Beziehungen beider Institutionen und der in ihrer Sphäre agierenden Akteure bisher ungeklärt, mit weitreichenden Folgen für unser Verständnis von der Genese von Zentralorten und dem Funktionieren und Wandel der Provinzialadministration des Alten Reiches besonders im Nildelta. Eine kürzlich von der Antragstellerin auf dem Westkom von Bubastis entdeckte Provinzresidenz der 4.-5. Dynastie nahe des lokalen Tempels der Bastet, überbaut von zwei königlichen Ka-Tempeln der 6. Dynastie sowie die Existenz einer mutmaßlichen Provinzresidenz vom Endes des Alten Reiches auf dem Nordkom bietet nun erstmals eine Materialbasis, die es erlaubt, sich dieser Thematik fundiert anzunehmen. Es lassen sich nämlich erstmals an einem Ort die oben angesprochenen, raumzeitlichen und funktionalen Relationen zwischen Provinzresidenz und Provinztempel in ihrer Natur- und Kulturlandschaft anhand gut erhaltener archäologischer Überreste der 4.-6. Dynastie erforschen. Basierend auf der kontextuellen archäologischen und philologischen Erfassung von Architektur, Funktionsarealen und Aufgabenbereichen von Provinzresidenz(en) und Provinztempeln und über Titel und Prosopographie erschließbaren lokalen Akteuren in Bubastis hat sich das Projekt zum Ziel gesetzt, deren Beitrag zur Evolution von Bubastis als Zentralort des Nildeltas des Alten Reiches im Kontext weiterer regionaler natur- und kulturlandschaftlichen Faktoren zu untersuchen. Darüber hinaus sollen die gewonnenen Daten zur Standortbestimmung von Provinzresidenzen und Provinztempeln in der Verwaltung des Nildeltas im Alten Reich, ihrer institutionellen Reichweite und den Beziehungen zwischen Provinz und königlichen Residenz dienen.

• DFG-Verfahren: Sachbeihilfen