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Interaktion frontaler und temporaler Sprachverarbeitungsareale bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Lese-Rechtschreibstörung (LRS): Eine Untersuchung differentieller phonologischer Kodierungsmechanismen mittels fMRI und EEG
Antragsteller
Professor Dr. Bernhard Blanz
Fachliche Zuordnung
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung
Förderung von 1999 bis 2003
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5172514
(Wortlaut des Antrags) Das zentrale Anliegen dieses Antrags besteht in der Untersuchung von Störungen der phonologischen Sprachverarbeitung bei der Lese-Rechtschreibstörung (LRS) mittels fMRI und ereigniskorrelierter Potentiale im EEG (ERP). Dabei steht die zentrale Repräsentation von verschiedenen, am Leseprozeß beteiligten Verarbeitungsprozesse im Mittelpunkt. Sowohl die verfügbare Literatur als auch eigene Ergebnisse zeigen, dass verschiedene Stufen der Wortverarbeitung, vor allem verschiedene phonologische Kodierungsprozesse, funktionell-topographisch differenzierbar sind. Dies ermöglicht einen experimentellen Zugang zur detaillierten Analyse phonologischer Störungen bei der LRS. Ausgehend von an Erwachsenen erhobenen Befunden erweist sich die Interaktion inferior-frontaler Kortexstrukturen mit links posterior-temporalen und angrenzenden inferior-parietalen Kortexstrukturen der dominanten Hemisphäre für die segmentierte phonologische Verarbeitung (assembled phonology) sowie die Interaktion ventromedialer occipito-temporaler Strukturen mit Bereichen der Wernicke-Region für die direkte, lexikalisch basierte Verarbeitung (addressed phonology) als bedeutsam. Ziel des Projekts ist die Beantwortung der Frage, ob und in welcher Form die gegenwärtigen Vorstellungen über die der LRS zugrundeliegenden kognitiven Defizite hirnfunktionell belegbar sind. Anhand des derzeit entstehenden Datenpools (120 fMRI-Untersuchungen in drei verschiedenen Altersgruppen, Ganzkopfmessungen) soll überprüft werden, ob die überwiegend auf Befunden an Erwachsenen basierenden Vorstellung zur Dekodierung von Schriftsprache auch für das Kindes- und Jugendalter zutreffen. Durch die Einbeziehung unterschiedlicher Stadien von Lesefertigkeit wird bei Gesunden die hirnfunktionelle Repräsentanz zunehmender Lesekompetenz überprüft. Bei Personen mit LRS soll die zerebrale Repräsentation von Kompensationsstrategien abgebildet werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Personen
Dr. Petra Georgiewa; Professor Dr. Werner Alois Kaiser (†); Professor Dr. Herbert Witte