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Neuromodulation durch Hirnstimulation und kognitives Training bei Krebspatientinnen mit Chemotherapie-bedingten kognitiven Einschränkungen (Neuromod-PCCI)
Antragstellerin
Professorin Dr. Agnes Flöel
Fachliche Zuordnung
Klinische Neurologie; Neurochirurgie und Neuroradiologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 517737874
Die Entwicklung neuer Therapien ermöglicht höhere Überlebensraten von Brustkrebspatientinnen. Allerdings berichten 50-60 % der Krebspatientinnen kognitive Beeinträchtigungen als Folge der Chemotherapie (PCCI), auch „Chemo-brain“ genannt. PCCI kann viele Jahre andauern und manifestiert sich in verschiedenen kognitiven Domänen, wie Exekutivfunktionen, Gedächtnis, Verarbeitungsgeschwindigkeit und Aufmerksamkeit. Neurologische Folgen wie PCCI stellen eine große individuelle Belastung für die Überlebenden dar und sind außerdem von sozioökonomischer Bedeutung. Aus diesen Gründen ist es medizinisch und gesundheitsökonomisch von hoher Relevanz, Therapien zu entwickeln, die PCCI und Lebensqualität in klinisch relevantem Ausmaß verbessern können. Bisher gibt es keine Evidenz-basierten Optionen, allerdings zeigen erste kleine Studien eine Verbesserung kognitiver Funktionen durch intensive kognitive Trainings (CT) bei PCCI Patientinnen. Außerdem ist bekannt, dass nicht-invasive Hirnstimulation (NIBS), eine Methode zur Verstärkung von Trainingseffekten, positive Effekte auf die Verkürzung der Trainingsdauer und die Induktion von Transfereffekten zeigt. Vielversprechende Ergebnisse der Kombination von CT mit transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS) konnten zur Verbesserung kognitiver Funktionen im Alter sowie bei Demenzpatient*innen erzielt werden. Dieser Ansatz wurde bei PCCI Patientinnen noch nicht untersucht. In einer doppelblinden, randomisierten, kontrollierten Phase II klinischen Studie werden wir prüfen, ob die Kombination eines CT des Arbeitsgedächtnisses mit tDCS über mehrere Sitzungen machbar ist und substantielle, langanhaltende Effekte bei PCCI Patientinnen induziert. Alle Patientinnen werden ein CT über neun Sitzungen, verteilt über drei Wochen, mit simultaner tDCS Applikation über dem linken dorsolateralen Präfrontalkortex absolvieren. Dabei erhält die Hälfte eine anodale tDCS während des CT, die andere Hälfte der Patientinnen eine sham Stimulation während des CT. Diese klinische Studie verfolgt das Ziel, die Machbarkeit (feasibility) und Effizienz (proof-of-concept) der Intervention zu untersuchen. Spezifische Ziele sind: (1) die Machbarkeit der Intervention bei PCCI Patientinnen zu überprüfen; (2) erste Daten für die Effizienz der Intervention, operationalisiert als direkte Trainingseffekte, Transfereffekte zu nicht-trainierten Aufgaben, sowie Langzeiteffekte auf Kognition und Lebensqualität zu mehreren Zeitpunkten, zu sammeln. Diese Studie wird damit (3) die Planung und Protokollentwicklung (einschließlich Poweranalyse) einer zukünftigen, konfirmatorischen, randomisierten, kontrollierten Studie (RCT) zur Untersuchung der Effizienz eines kombinierten Ansatzes aus CT und tDCS für die Verbesserung kognitiver Funktionen bei PCCI Patientinnen ermöglichen.
DFG-Verfahren
Klinische Studien
Mitverantwortliche
Dr. Daria Antonenko; Dr. Antje Kristina Belau; Professorin Dr. Eva-Lotta Brakemeier