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Wissensmanagement in Private Equity-Netzwerken und die Rolle regionaler Finanzzentren

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2008 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 51831288
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Hauptziele der international vergleichenden Untersuchung von Private Equity-Investitionen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien waren, einen Beitrag zur Debatte über das Wissensmanagement in miteinander verbundenen Netzwerken unterschiedlicher geographischer Reichweite zu leisten und zu einem besseren Verständnis der Rolle regionaler Finanzzentren im Private Equity-Prozess beizutragen. Durch den Vergleich und die Fokussierung auf drei regionale Finanzzentren (München, Lyon, Manchester) fanden die Besonderheiten der jeweiligen nationalen Bedingungen und unterschiedlichen regionalen Strukturen Berücksichtigung. Theoretisch orientierten wir uns am Konzept der Wertschöpfungskette (angewandt auf den Private Equity-Prozess), an Netzwerk- und anderen Organisationstheorien sowie an konzeptionellen Arbeiten zur Entwicklung von (regionalen) Finanzzentren. Aufgrund der hohen Investitions- und Ausfallrisiken und der teilweise sehr unterschiedlichen Einzelfälle verfolgen Kapitalbeteiligungsgesellschaften (KBG) sehr bewusst differenzierte Strategien des Wissensmanagements. In einem weitgehend standardisierten Ablauf des Private Equitybzw. Investitionsprozesses greifen sie in den verschiedenen Phasen systematisch auf externe Wissensressourcen zu, über die sie selbst nicht verfügen. Hierzu bauen KBG gezielt Beziehungen zu einer Vielfalt unterschiedlicher (externer) Partner auf. Dabei streben sie strategische Positionen in den resultierenden Private Equity-Netzwerken an, um – möglichst exklusiv – von Markt-, Branchen- oder technologischer Expertise sowie von den Ressourcen und Kontakten der Partner zu profitieren. Die systematische Analyse der Reichweite dieser Beziehungen hat gezeigt, dass KBG in allen drei Ländern bewusst regionale und überregionale Wissensinputs kombinieren. Damit hat das für Netzwerke typische Spannungsfeld zwischen Kooperation und Konkurrenz bei KBG also eine explizit geographische Dimension, die sich aus der strategischen Kombination regionaler und überregionaler Beziehungen ergibt. Interessant ist, dass unsere Ergebnisse in diesen Punkten keine wesentlichen Unterschiede zwischen Deutschland, Frankreich und Großbritannien zeigen. Allerdings treten Unterschiede in der räumlichen Organisation auf. Diese sind zum einen durch die Gelegenheitsstrukturen an den jeweiligen Standorten bedingt und hängen zum anderen mit der Organisation des Private Equity-Sektors im nationalen Kontext und der räumlichen Wirtschaftsstruktur im Allgemeinen zusammen. Während das überregionale Muster der Beziehungen vor allem in Großbritannien, eingeschränkt aber auch in Frankreich auf das jeweilige nationale Finanzzentrum bzw. die Hauptstadt fokussiert ist, sind die Private Equity-Netzwerke in Deutschland räumlich vielfältiger ausgeprägt. Überraschend für uns war dabei, dass regionale Finanzzentren als Standorte für Experten und Dienstleister nur in Ausnahmefällen eine besondere Rolle spielen. So haben sich nur München und Lyon als sekundäre Finanzzentren etabliert, die nicht nur wichtige Standorte für KBG darstellen, sondern an denen sich auch viele unterschiedliche, für Private Equity relevante Spezialisten und Experten konzentrieren. Andere regionale Finanzzentren in den drei Ländern (inkl. Manchester) werden durch Private Equity in ihrer Rolle als Finanzplatz kaum gestärkt. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass eine geographisch orientierte Wissens-Perspektive hilft, die komplexen Prozesse und räumlichen Muster des Wissensmanagement im Private Equity-Prozess besser zu verstehen. Aufgrund der Vielzahl an Partnern und der Unterschiedlichkeit der Beziehungen und Wissensinputs ergeben sich komplexe räumliche Netzwerkmuster, in denen regionale Finanzzentren zwar Knotenpunkte darstellen, aber nur eingeschränkt von den entsprechenden Aktivitäten profitieren. Auf Private Equity bezogene Strategien zur Stärkung von regionalen Finanzzentren sind damit nur für bestimmte Standorte erfolgversprechend.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2009): Finanzmärkte, Unternehmensfinanzierung und die aktuelle Finanzkrise. Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie 53 (1-2), 1-13
    Klagge, B.
  • (2009): Wissensmanagement in Netzwerken unterschiedlicher Reichweite. Das Beispiel des Private Equity-Sektors in Deutschland. Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie 53 (1-2), 69-88
    Klagge, B. / Peter, C.
 
 

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