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Ein konzeptioneller Rahmen für peritraumatische Reaktionen von Jugendlichen auf Kindesmisshandlung: Eine kulturübergreifende Studie mit Jugendlichen in stationären Jugendhilfeeinrichtungen in Deutschland und Israel

Antragstellerinnen / Antragsteller Professorin Dr. Vera Clemens; Professor Dr. Andreas Jud
Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Biologische Psychiatrie
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 518733461
 
Traumatische Erfahrungen, insbesondere in der Kindheit, können zu einer enormen Belastung durch somatische und psychische Gesundheitsprobleme führen. Weniger bekannt ist, warum manche Probanden nach Kindesmisshandlung Störungen entwickeln und andere nicht. Bisherige Studien konzentrierten sich hauptsächlich auf die retrospektive Erfassung traumatischer Erfahrungen in der Kindheit, wobei die Art des Traumas und die gesundheitlichen Folgen untersucht wurden. Zeitliche Aspekte des Traumas, biologische Reaktionen und peritraumatischen Reaktionen auf traumatische Erfahrungen sind als wesentliche Komponenten für die Art und Weise, wie Überlebende Traumata wahrnehmen, für die Selbstzuschreibungen, die sie entwickeln, und folglich für die Auswirkungen auf die langfristige psychische und physische Gesundheit zentral. Erstaunlicherweise wurden differenzielle peritraumatische Reaktionen von Kindern bei Kindesmisshandlung bisher kaum untersucht. Der wichtigste theoretische Rahmen in Bezug auf peritraumatische Reaktionen basiert auf dem 3-F-Modell (Fight-Flight-Freeze), obwohl eine solide empirische Basis in Bezug auf Kindesmisshandlung fehlt und neueste Forschungen auf peritraumatische Reaktionen jenseits des 3-F-Modells hinweisen. Das vorgeschlagene Forschungsprojekt zielt darauf ab, einen neuen Einblick in differenzielle Reaktionen auf Kindesmisshandlung-assoziierte traumatische Ereignisse bei Kindern und Jugendlichen zu gewinnen. In einer Hochrisikostichprobe von Kindern und Jugendlichen, die in institutionellen Jugendhilfeeinrichtungen leben, möchten wir den Einfluss zeitlicher Aspekte und der Art des Traumas, differentieller peritraumatischen Reaktionen und der damit verbundenen biologischen Reaktion von Kindern auf Kindesmisshandlung und die Folgen für ihre psychische Gesundheit untersuchen. Durch die Rekrutierung in Deutschland und Israel eröffnet sich die Möglichkeit, den sozialstrukturellen Einfluss auf peritraumatische Reaktionen und deren Folgen zu beurteilen, und so die Universalität der Konzepte zu testen. Über den theoretischen Beitrag der vorgeschlagenen Studie hinaus zielt das Projekt darauf ab, die Praxis in den Bereichen Kinderschutz und Familientrauma zu informieren und eine bessere Anpassung der Präventions- und Interventionsbemühungen in diesen Bereichen durch ein Verständnis der kritischen Rolle zu fördern, die peritraumatische Reaktionen auf den Missbrauch bei den Auswirkungen auf Überlebende von Kindesmisshandlung spielen. Dieser neuartige integrative Ansatz zu peritraumatischen Reaktionen und ihren langfristigen Auswirkungen hat das Potenzial, die Entwicklung theoretischer Rahmen und klinischer Konzepte voranzutreiben, die nicht nur die Studien im Kontext von Kindesmisshandlung, sondern der Traumaforschung allgemein beeinflussen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Israel
Kooperationspartnerin Professorin Carmit Katz
ausländ. Mitantragstellerin Professorin Dr. Noga Tsur
 
 

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