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Somatechnisch vermittelte Telexistenz – Identitäre, interkorporale und sozialtheoretische Implikationen der Steuerung von und Interaktion mit Telerobotern

Antragstellerin Dr. Ilona Straub
Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Automatisierungstechnik, Mechatronik, Regelungssysteme, Intelligente Technische Systeme, Robotik
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 518821851
 
Ziel des Forschungsprojekts ist es, in einer empirischen Langzeitstudie die Erfahrungsdimensionen der Immersion in einen steuerbaren Roboter-Avatar als "technischen Zweitkörper" in der Ablösung von der körperlich-räumlichen Ko-Präsenz zur "Telexistenz" an einem anderen Ort auf die a) leiblich-identitären Erfahrungen des Steuernden, auf b) interaktive Praktiken der interkorporalen Kommunikation sowie auf c) die Konstitution einer hybrid-leiblichen Gesellschaft zu analysieren. Die Besonderheit des geplanten Forschungsvorhabens liegt darin, Erkenntnisse zu Somatechnologien aus aktuellen Debatten, Methoden und Ergebnissen des interdisziplinären Forschungsfeldes der Mensch-Computer-Interaktions- und Telerobotik-Forschung mit neo- und postphänomenologisch orientierten Konzepten der Körpersoziologie zu verschmelzen. Letztere werden geprüft, ob ihre immanenten organischen, situativen und materiellen Grenzen für identitäre Körpererfahrungen und ihre Bedeutung für neu entstehende Interaktionspraktiken und technohybride Gesellschaftsentwürfe noch tragfähig sind. Um die Spezifika des immersiven somatischen Transfers von Nutzern in den technischen Zweitkörper zu erfassen, ist ein 12-monatiger Forschungsaufenthalt in der Forschungsgruppe "Avatar Systems - Telexistence" am Istituto Italiano Di Technologia, Artificial and Mechanical Intelligence (iit) in Genua, Italien, geplant, wo steuerbare Interaktionsroboter entwickelt werden und das Phänomen der "Telexistence" durch eigene Langzeitstudien an Probanden empirisch erarbeitet werden kann. Ergänzt wird das Material durch weitere Studien zu Illusionen des virtuellen Körperaustauschs. Ferner geben Interviews mit Ingenieuren Einblicke in Produktionsprozesse sowie in ihre technisch hybriden Akteurs- und Gesellschaftsentwürfe der Zukunft. Auf diese Weise entstehen Daten zu Langzeitinteraktionen, in denen sich die Beteiligten in der Mensch-Roboter-Konstellation wiederholt begegnen und routinierte Praktiken der Gestaltversetzung ausbilden. Das interdisziplinäre Design der Langzeitstudie stellt sowohl für die Ingenieur- als auch für die Sozialwissenschaften einen zukunftsweisenden Versuch dar, das Ausmaß des Dislokationsphänomens ganzheitlich zu erfassen und realistische Einschätzungen für zukünftige Anwendungsszenarien und Entwicklungen von Somatechnologien zu gewinnen sowie Diskussionen zur Technikfolgenabschätzung von identitätsverändernden Körpertechnologien anzustoßen. In diesem Sinne trägt das vorgeschlagene Projekt dazu bei, eine bestehende Forschungslücke zur Rolle der Technik für die Körpersoziologie zu schließen: a) durch die Erarbeitung eines interdisziplinären Begriffsrahmens für leibliche Mensch-Technik-Welt-Beziehungen, b) durch die Bereitstellung empirischer Daten zu den Auswirkungen dislozierter Präsenzerfahrungen in der Telerobotik auf Körper-, Identitäts- und Interaktionserfahrungen und c) durch die Bestimmung der Konsequenzen somatechnologischer Körperkonzepte für hybride Gesellschaftsentwürfe.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Italien, Spanien
Kooperationspartner Dr.-Ing. Daniele Pucci; Dr. Marte Roel
 
 

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