Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte. Band III: Niedere Schulen. Differenzierung und Integration der niederen Schulen in Deutschland 1800 - 1945
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im modemen Büdungssystem als institutionellem Akteur der Menschenbildung werden zyklische Phänomene hervorgebracht, die unter dem Stichwort der „Langen Weilen" seit 1926 kontrovers diskutiert werden. Nach gut drei Jahrzehnten systematischer Bildungsforschung sind wir zuversichtlich, im Forschungsprojekt QUAKRI auf der Gmndlage massenstatistischer Daten zum Bildungswachstum die iangen WeUen der Kultur gefunden zu haben. Seit I98I haben wir in der Theoriebildung auf „Lange Wellen" im höheren Schulwesen und Hochschulwesen Bezug genommen. In den systematisch aufeinander aufbauenden Projekten der 1980er und 1990er Jahre haben wir uns bis zu den von Wirtschaftshistorikern vermuteten „Langen Wellen" in den sozialen Fundamenten der Kultur durchgeforscht. Im Projekt DHB III sind wir bei der Erforschung des niederen Schulwesens seit 1999 ebenfalls auf die charakteristischen Wellenbewegungen in der Tiefenstruktur des Bildungswachstums gestoßen. Das im Rhythmus des Generationswechsels schwankende soziale Klimä, das die Ressourcen der Zeitgenossen mobilisiert oder ihr Aktivitätsniveau dämpft, scheint für das Büdungswesen in seiner gesamten Entfaltung zu gelten, sozusagen vom Studenten in der Hochschule über die Rekrutierung des Lehrpersonals im Büdungswesen bis zum Schulanfänger in der Grundschule. Die Einsichten in die Mechanismen des Bildungswachstums lassen sich seit der ersten Formulierung einer Zyklustheorie im Jahre 1981 heute allgemeiner formulieren. Bei günstigen Aussichten der Verwertung in der Außenwelt wurden die Bildungsanstrengungen mobilisiert, und das Tempo des empirisch rekonstruierten Büdungswachstums beschleunigte sich. In Phasen der politischen Abkühlung ,und Dämpfung von Erwartungen verlangsamte sich das Tempo des Büdungswachstums wieder. Der ,Markt' wird in diesem theoretischen Rahmen als Raum der praktischen Umsetzung des Handelns in der Außenwelt verstanden, aufdem die idealistischen Entwürfe zu Projekten werden, die in der konkreten Situation nur gemeinsam mit anderen durch Kooperationen verwirklicht werden können. Der ,Markt' als Selektionsmechanismus für Bildungschancen (zwischen individueller Lernfähigkeit und sozialer Verwertung) tendiert auf ein Gleichgewicht hin, das aber nur in der Theorie erreicht wird.