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Moralische Erkenntnistheorie und der Wahrheits-Pluralismus: Eine neue Theorie epistemischer Rechtfertigung von moralischen Überzeugungen

Antragsteller Dr. Marvin Backes
Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 519046476
 
Es wird allgemein anerkannt, dass man nicht einfach glauben darf, was man will. Stattdessen ist das Glauben gewissen epistemischen Normen unterworfen – es ist in diesem Sinne normativ. Das lässt sich anhand von Flat Earthern, Klimaleugnern oder Impfgegnern illustrieren. Diese Gruppen stehen oft wegen ihrer unorthodoxen Überzeugungen in der Kritik. Aber wofür genau werden sie kritisiert? Eine plausible Antwort lautet, dass die Überzeugungen dieser Gruppen epistemisch ungerechtfertigt sind (also keine guten Kandidaten für die Wahrheit sind) und deshalb die epistemische Norm des Glaubens verletzen. Die Vorstellung, dass wir nur Dinge glauben sollten, die epistemisch gerechtfertigt sind (oder sogar Wissen konstituieren), wird von vielen zeitgenössischen Erkenntnistheoretikern geteilt. Ein Blick auf neuere Arbeiten auf dem Gebiet der moralischen Erkenntnistheorie gibt jedoch Anlass zur Sorge. Und zwar aus folgendem Grund: Weder der moralischen Erkenntnistheorie noch der Moralphilosophie im Allgemeinen ist es bislang gelungen, erfolgreich zu erklären, was genau unsere moralischen Überzeugungen epistemisch rechtfertigt. Dieses führt zu einem Folgeproblem: Solange wir nicht überzeugend erklären können, was unsere moralischen Überzeugungen epistemisch rechtfertigt, bleibt es mysteriös und weithin unklar, warum diese Überzeugungen zulässig sind und warum wir für das Vertreten von moralischen Ansichten nicht epistemisch kritisiert werden sollten. Es ist schließlich unklar, ob diese Überzeugungen epistemisch gerechtfertigt und damit normkonform sind. Anders ausgedrückt: Sofern wir davon ausgehen, dass manche moralische Überzeugungen zulässig sind – was der gewöhnliche moralische Diskurs nahe legt - stehen wir unter erheblichem Druck, plausibel zu erklären, was diese Überzeugungen epistemisch rechtfertigt. Das vorliegende Forschungsprojekt zielt darauf ab, das skizzierte Problem an der Schnittstelle zwischen Erkenntnistheorie und Metaethik genauer zu untersuchen und letztendlich durch die Entwicklung einer neuen Theorie der epistemischen Rechtfertigung von moralischen Überzeugungen zu lösen. Das Projekt ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil (Arbeitspaket A) stellt wichtige neue Verbindungen zwischen der Erkenntnistheorie und Metaethik her, diagnostiziert die Hauptprobleme, mit denen wir in der zeitgenössischen moralischen Erkenntnistheorie konfrontiert sind, und stellt eine neue Methode vor, die Fortschritte auf diesem Gebiet verspricht: den „Epistemology-First Approach to Metaethics“. Der zweite Teil (Arbeitspaket B) wendet diese Methode an und entwickelt im Anschluss eine neue Theorie der epistemischen Rechtfertigung für moralische Überzeugungen. Der dritte Teil (Arbeitspaket C) integriert die neue Theorie der epistemischen Rechtfertigung für moralische Überzeugungen mit bereits bestehenden Theorien der epistemischen Rechtfertigung für gewöhnliche empirische Überzeugungen in eine übergreifende, allgemeine Theorie epistemischer Rechtfertigung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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