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Erkennen und Handeln in ausgezeichneter Weise: Der Erwerb von tugendhaften hexeis bei Aristoteles

Antragsteller Dr. Antonio Ferro
Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Theoretische Philosophie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 519067623
 
Das vorliegende Vorhaben zielt darauf ab, Aristoteles' Begriff der Tugend (aretê) und seine Anwendung auf die Erkenntnistheorie sowie auf die Handlungstheorie zu beleuchten. Aristoteles charakterisiert die Tugend als eine standhafte Disposition (hexis), ein körperliches oder seelisches Vermögen auf eine gute oder vortreffliche Weise auszuüben. Außerdem bezeichnet er einerseits wissenschaftliches Wissen (epistêmê), Vernunft (nous) und Klugheit (phronêsis) als Verstandestugenden und andererseits Mut, Großzügigkeit, Besonnenheit, usw. als ethische oder Charaktertugenden. Erstere sind Dispositionen eines menschliches Subjekts, den Verstand bzw. rationalen Seelenteil auf die bestmögliche Weise auszuüben. Letztere sind Dispositionen desselben, seinen arationalen Seelenteil, so auszuüben, dass der Umgang mit Lust und Leid den jeweiligen Handlungsumständen entspricht. Das übergreifende Ziel meines Forschungsvorhabens ist es somit, den Tugendbegriff fruchtbar zu machen, um eine Brücke zwischen Aristoteles' Erkenntnistheorie und Handlungstheorie zu schlagen. Zum einen möchte ich auf Aristoteles' Theorie des verständigen Lernens (dianoêtikê mathêsis) und Lehrens (didaskalia) in den Zweiten Analytiken näher eingehen: Der Fokus soll hier auf seiner Erklärung des Erwerbs von wissenschaftlichem Wissen und Vernunft durch die Methoden der Deduktion und Induktion liegen. Zum anderen möchte ich den Schwerpunkt auf Aristoteles' Erörterung des Erwerbs von Charaktertugend und phronêsis in der Nikomachischen Ethik (2. und 6. Buch) legen: Aristoteles' Theorie des tugendhaften Handelns berücksichtigt sowohl die Rolle der Gewöhnung (ethos, ethismos) als auch die des verständigen Lernens und Lehrens beim Erwerb der Wohlberatenheit (euboulia). Die gängigen Interpretationen der Zweiten Analytiken sowie die einflussreichsten Deutungen der Ethik übersehen vier strukturähnliche Probleme, die erst eine fundierte Analogie zwischen beiden Bereichen offenlegen kann, welche wiederum auf dem Tugendbegriff im Sinne einer vortrefflichen hexis beruht.Im Rahmen einer umfassenden Monographie möchte ich aufzeigen, dass die genannten vier Probleme dadurch angegangen werden können, dass man (a) Aristoteles' grundlegende Unterscheidung zwischen natürlichen Vermögen (dynameis) und erworbenen Dispositionen (hexeis) aufgreift, (b) seine Überlegungen über verständiges Lernen als einen Weg zur Vervollkomnung der kognitiven Vermögen bzw. einen Übergang von Vermögen zu tugendhaften Dispositionen in den Vordergrund rückt und (c) zwischen Lernen und Gewöhnung als unterschiedlichen Vorgängen, die zum Erwerb von intellektuellen resp. Charaktertugenden führen sollen, deutlich unterscheidet.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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