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Prekarische und usufruktuarische Leiheverträge im historischen Raum Elsaß-Lothringen sowie in Basel - hier: TP 1: Erstellung eines digitalen Häuser- und Parzellenbuchs von Basel und TP 4: Kanzleien und Herrschaftspraxis in Lothringen

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2007 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 51933446
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die mit dem Prekarienprojekt und seinen verschiedenen Teilprojekten gesetzten Ziele wurden erreicht und führten teilweise zu nachhaltigen Neubewertungen zum Lehnswesen sowie zu wirtschaftlichen und sozialen Fragestellungen bei Grundherrschaften im ländlichen und städtischen Bereich. So erweist sich das Lehen als Teil eines weitaus umfangreicheren Leihesystems ziviler Art. Die Begriffe precarium oder precaria sind in Spätantike und Frühmittelalter weitgehend deckungsgleich mit dem Begriff beneficium. Ermöglicht wurden solche Erkenntnisse durch die Erstellung einer umfangreichen Datenbank, die Prekarien aus dem lotharingischen und elsässisch-alemannischen Raum enthält und der weiteren Erforschung auch außerhalb der Universität des Saarlandes zur Verfügung steht. Im Teilprojekt zu Basel konnten über 2700 Liegenschaften und über 1600 Personen in eine Datenbank eingefügt werden, wobei Leiheverhältnisse meist bei geistlichen Grundherrn vorliegen. Hinsichtlich der Sozialstruktur der Stadt Basel zeigt sich eine unenwartet starke Stellung der Handwerker, die gegenüber den Kaufleuten nicht zurückstehen. Die bisher angenommene Prägung Basels durch den Handel wurde revidiert. Für das Teilprojekt zu Prekarie und Chirographie wurden über 800 Privaturkunden durchgesehen. Dabei konnte ab dem Beginn des 10. Jahrhunderts eine Tendenz festgestellt werden, dass zur Beurkundung von prekarischen Verleihungen durch die Bischöfe Prestarieurkunden in doppelter Ausführung ausgefertigt wurden. Für die späte Prekarie (bis etwa 1050) etablierte sich die Teilurkunde als Ausstellungsform. Federführend waren die lothringischen Bischöfe, die auch einen starken Einfiuss auf die Prekarienvergabe durch Klöster nahmen. Die Durchsicht der Quellensammlung Patrologia Latina und anderer Quellen bis 750 ergab bereits sehr frühzeitige (ab dem 3. Jahrhundert) Gleichsetzungen der precaria (schon nicht mehr precarium) mit beneficium aber teilweise auch anderen rechtlichen Instrumenten wie der Emphyteuse, Stipendium oder ähnlichem. Die spätmittelalterlichen Kanonisten, weniger die Legisten, beschreiben mit der precaria die mittelalterliche Prekarie noch immer recht lebensnah, während das klassische precarium mit überkommenen Definitionen abgehandelt wurde.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Agrarische Innovationen durch Prekarien?, in: Tätigkeitsfelder und Erfahrungshorizonte des ländlichen Menschen in der frühmittelalterlichen Grundherrschaft. Festschrift für Dieter Hägermann, hg. v. Brigitte Kasten (Vierteljahresschrift für Sozialund Wirtschaftsgeschichte, Beihefte 184), Stuttgart 2006, S. 139-154
    Brigitte Kasten
  • Zur Realisierung sozialtopographischer Studien für die Stadt Basel im 13. Jahrhundert. Ein Werkstattbericht, in: Kommunikation in mittelalterlichen Städten, Regensburg 2007, hg. v. Jörg Oberste, S. 21-27
    Flora Hirt
  • „Nichts als Nahrung und Kleidung". Laien und Kleriker als Wohngäste bei den Mönchen von St. Gallen und Redon (8. und 9. Jahrhundert), Berlin 2007 (Europa im Mittelalter 9)
    Gesine Jordan
  • Mansengrößen von frühmittelalterlichen Hofstätten gemäß dem Chartular des lothringischen Klosters Gorze, in: Studien zu Literatur, Sprache und Geschichte in Europa. Wolfgang Haubrichs zum 65. Geb. gewidmet, hg. v. Albrecht Greule et al., St. Ingbert 2008, S. 701-711
    Brigitte Kasten
  • Das Lehnswesen - Fakt oder Fiktion?, in: Der frühmittelalterliche Staat - europäische Perspektiven, hg. von Walter Pohl/Veronika Wieser (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 16), Wien 2009, S. 331-353
    Brigitte Kasten
  • Kein „Urkundenterritorium" - Zur Diplomatik der bretonischen Privaturkunden im 9. und 10. Jahrhundert, in: Die Privaturkunden der Karolingerzeit, hg. von Peter Erhart, Karl Heidecker, Bernhard Zeller, Zürich 2009, S. 213-227
    Gesine Jordan
  • Economic and Political Aspects of Leases in the Kingdom of the Franks during the Eighth and Ninth Centuries: A Contribution to the Current Debate about Feudalism, in: Feudalism. New Landscapes of Debate, hg. von Sverre Bagge et al. (The Medieval Countryside 5), Turnhout 2011, S. 27-55
    Brigitte Kasten
 
 

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