Detailseite
Projekt Druckansicht

Eine akustische Annäherung an den Antikolonialismus in Indien

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 519791652
 
Dieses Projekt zielt darauf ab, die Methoden der Sound Studies auf eine Studie über die Geschichte des Antikolonialismus in Indien anzuwenden. In Erweiterung meiner früheren Arbeit, die sich zur Erstellung von historischen Narrativen bereits umfänglich auf visuelle Archive stützt, zielt dieses Projekt darauf ab, explizit die Resonanz von Klang - insbesondere von vermittelter Sprache, Slogans und Liedern - in der antikolonialen Mobilisierung in der Zwischenkriegszeit nachzuzeichnen. Mündliche Überlieferung war ein entscheidendes Element der politischen Kommunikation, die - zum Teil aufgrund der Schwierigkeiten, das gesprochene Wort zu erfassen - noch nicht eingehend untersucht wurde. Die Archive sind jedoch voll von Klängen. Die stark affektiven Qualitäten von Klang und die Entwicklung von Technologien zu ihrer Verstärkung und Aufzeichnung in dem untersuchten Zeitraum machen dies zu einem ergiebigen Ansatz für das Verständnis antikolonialer Politik jenseits der Beschränkungen des kolonialen Archivs. Zu den Hauptzielen des Projekts zählt die Lokalisierung von Klangspuren im Archiv, wobei Tonaufnahmen, Texte, visuelle und mündliche Überlieferungen herangezogen werden, um ihre Auswirkungen zu erkennen. Auch wird die Entwicklung des Verständnisses für die Wirksamkeit von Klängen bei der Schaffung von Gemeinschaften und der Übermittlung nationalistischer Botschaften unter Umgehung der Zensur untersucht. Zuletzt werden die Auswirkungen früher Aufnahme- und Tonprojektionstechnologien auf die nationalistische Mobilisierung beleuchtet, um zu zeigen, wie diese Technologien die existierenden Klanglandschaften störten und politische Dyamiken veränderten. Das Projekt wird sich auf die von M. K. Gandhi koordinierte Bewegung des zivilen Ungehorsams konzentrieren und seinen Versuch, die Mobilisierung und Disziplinierung durch den Einsatz von Klang zu kontrollieren und zu lenken, nachzeichnen: z. B. durch den Einsatz von Lautsprechern und einfachen Drucktechnologien, die die Verbreitung von Liedern und Reden an ein größeres Publikum ermöglichte, das nicht lesen konnte. Dies wird zeigen, wie Klang zu einer wichtigen Methode der politischen Kommunikation in Indien wurde, wo eine Kombination aus Analphabetismus und regionalen Sprachen die Imaginierung einer Nation auf der Grundlage des Lesens, wie sie von Benedict Anderson vorgeschlagen worden ist, ausschloss. Zu den Projektergebnissen gehören die Veröffentlichung von drei Artikeln in angesehenen Zeitschriften (durch Maclean); ein Workshop mit internationalen Wissenschaftler*innen im letzten Jahr des Projekts, um die Diskussion über Sound Studies mit zu gestalten, und der einen von Maclean herausgegebenen Sammelband hervorbringen wird; sowie die Ausbildung von zwei Doktorand*innen in der Forschung mit klangsensiblen Methoden, die jeweils in einem Fachzeitschriftenartikel, einem Beitrag in dem editierten Sammelband sowie der eigenständigen Doktorarbeit münden werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung