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Untersuchung der vorgeschichtlichen - frühzeitlichen Königsgräber in Abydos/Ägypten

Applicant Professorin Dr. Friederike Fless, since 4/2011
Co-Applicant Professor Dr. Günter Dreyer (†)
Subject Area Egyptology and Ancient Near Eastern Studies
Term from 1995 to 2015
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5200030
 
Final Report Year 2018

Final Report Abstract

Das wichtigste Ergebnis der von 1977-2013 durchgeführten Nachuntersuchungen in der Nekropole von Abdos/Umm el-Qaab war die Feststellung, dass die dort schon um 1900 von E. Amélineau und F. Petrie ausgegrabenen Königsgräber der 1. und 2. Dynastie die Fortsetzung des kaum bekannten prädynastischen Friedhofs U bilden, der bis in die frühe Naqada I-Zeit (um 3700 v.Chr.) zurückreicht. Seit der späteren Naqada II-Zeit (um 3400 v.Chr.) war dieser Friedhof mit überwiegend großen Grubengräbern belegt. Die Reste der offenbar reichen Ausstattung, u.a. höchst qualitätvolle Elfenbeinobjekte, lassen darauf schließen, dass sie sämtlich Angehörigen der Oberschicht gehörten. Erstmals treten auch Siegelabrollungen auf, die eine schon weit entwickelte Verwaltungsstruktur belegen. In Naqda III (ab ca. 3250 v.Chr.) weisen (fast) alle Gräber eine Ziegelausmauerung auf, manche sind in mehrere Kammern unterteilt, sehr reich ausgestattet und Herrschern und ihren engeren Angehörigen zuzuweisen. Unter den Funden aus diesen Elitegräbern, insbesondere dem in 12 Kammern unterteilten Grab U-j, das einen Palast abbildet und einem prädynastischen König Skorpion I (um 3200 v. Chr.) gehörte, sind u.a. die ältesten bisher bekannten, phonetisch lesbaren Zeugnisse der Hieroglyphenschrift. Sie geben völlig neue Aufschlüsse über die Entwicklung der altägyptischen Hochkultur und ermöglichen zugleich die weitgehende Rekonstruktion der Abfolge der Herrscher, unter denen Ober- und Unterägypten schrittweise vereinigt wurden. Bei den an den Friedhof U anschließenden Gräbern gelang aufgrund der Bauausführung und beschrifteter Funde der Nachweis, dass die Doppelkammergräber B 1/2, B 7/9, B 17/18 den letzten vordynastischen Herrschern Iri-Hor, ‚Ka’ und Narmer zuzuweisen sind während die großen Kammern B 10/15/19 zusammen mit B 13/14 und den Nebengräbern B 16 sämtlich Aha, dem 1. König der 1. Dynastie (um 3000 v. Chr.), gehören. Außerdem wurde noch eine unvollendete Grabkammer entdeckt (B 40), die zusammen mit einem in vier Kammern unterteilten Grab (B 50) wahrscheinlich Athotis I, dem ephemeren Nachfolger des Aha, zugeschrieben werden kann. Die baugeschichtliche Untersuchung der großen Grabkomplexe der 1. und 2. Dynastie, die jeweils aus einer zentralen Königskammer, Magazinen und in der 1. Dynastie bis über 300 Nebengräbern bestehen, ergab neben der Entdeckung übersehener Kammern, Aufschlüssen über die Beschickung der Nebengräber und verschiedene Bauphasen zahlreiche Ergänzungen und Korrekturen von Petries Plänen. Vor allem aber wurde ein neues Verständnis der Grabformen und ihrer Entwicklung erreicht: Über den Königskammern befand sich Sandtumuli, ein symbolischer Urhügel wie er bei der Entstehung der Welt aus der Urflut aufgetaucht war. Aus diesem Bauelement, das die Fortsetzung des Lebens gewährleistete, entwickelte sich später die Pyramide. In den Gräbern konnten außerdem 'Schein'-Ausgänge festgestellt werden, die auf die Öffnung eines Wadis in der westlich der Gräber gelegenen Bergformation ausgerichtet sind: den Eingang zum Jenseits, in das der wiederauferstehende König gelangen sollte. Von der einstigen Beigaben der Gräber war noch erstaunlich viel in ihrer Umgebung und den allerorts hoch anstehenden Schutthalden zu finden, insbesondere enorme Mengen an Keramik, aus denen sich Typencorpora der vor- und frühdynastischen Zeit erstellen lassen, die als Grundlage für die Datierung an anderen Fundstellen dienen können. Tausende von Steingefäßfragmenten, zahllose Gefäßverschlüsse mit Siegelabrollungen, beschriftete Anhängetäfelchen mit hochinteressanten historischen und administrativen Angaben, Elfenbeinstücke von Möbeln, Werkzeuge, Waffen, Spielgerät, Schmuck usw. geben nun ein wesentlich detailliertes Bild von der Ausstattung der Gräber. Für die Chronologie besonders wichtig sind u.a. Abrollungen der Nekropolensiegel des Dewen und des Qa’a, mit Listen der in Umm el-Qaab bestatteten Könige, Siegelabrollungen des 1. Königs der 2. Dynastie Hetepsechemui aus dem Grab des Qa’a des letzten Königs der 1. Dynastie, die zeigen, dass es zwischen 1. und 2. Dynastie keinen Bruch gab, und Siegelabrollungen des Djoser aus dem Grab des Chasechemui, aus deren Vorkommen zu erschließen ist, dass Djoser als Nachfolger des Chasechemui und 1. Herrscher der 3. Dynastie anzusetzen ist.

Publications

  • Umm el-Qaab I, Das prädynastische Königsgrab U-j und seine frühen Schriftzeugnisse, AV 86, Mainz 1998
    G. Dreyer
  • Umm el-Qaab II, Importkeramik aus dem Friedhof U in Abydos (Umm el-Qaab) und die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 4. Jahrtausend v. Chr., AV 92, Mainz 2001
    U. Hartung
  • Umm el-Qaab VII - Private Stelae of the Early Dynastic Period from the Royal Cemetery at Abydos, AV 123, Mainz 2011
    G. Th. Martin
  • Umm el-Qaab IV, Die Keramik der älteren und mittleren Naqadakultur aus dem prädynastischen Friedhof U in Abydos (Umm el-Qaab), Teil 1 Textband / Auswertung, Teil 2 Katalog, AV 98, Wiesbaden 2016
    R. Hartmann
  • Umm el-Qaab VI - Das Grab des Qa'a - Architektur und Inventar, AV 100, Wiesbaden 2017
    E.-M. Engel
 
 

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