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Bedingungen und Folgen ethnischer Koloniebildung: eine empirische Studie unter Zuwanderern aus Sri Lanka, Vietnam, der Türkei und Italien in der Bundesrepublik

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 1999 bis 2003
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5201056
 
Die Koloniebildung unter Zuwanderern wurde in der Vergangenheit vornehmlich unter zwei Aspekten betrachtet: als Ressource im Prozeß der Bewältigung migrationsbedingter Probleme mit heilsamen Effekten auf die Psyche der Migranten, die ihre Integration fördert, oder als Alternative zur Aufnahmegesellschaft, die Migranten zwar Sicherheit, Achtung und begrenzte sozioökonomische Mobilität bietet, der gleichberechtigten Teilhabe jedoch entgegensteht, weil sie den Anschluß an die Strukturen der Aufnahmegesellschaft um so schwerer macht, je vollständiger ihre eigenen Angebote sind. Im einen Fall wäre die ethnische Kolonie eine Schleuse, im anderen eine Falle. Wir gehen nun von der Annahme aus, daß Zuwandererkolonien nicht spontan und zwangsläufig unter dem Eindruck der Fremdheit entstehen und Neuankömmlinge dann mit Angeboten in ihren Bann ziehen, wie diese Debatte implizit annimmt. Prozesse der Koloniebildung, so die Arbeitshypothese, sind an bestimmte Voraussetzungen gebunden, die gegenwärtig in der Bundesrepublik anders als in klassischen Einwanderungsländern nicht erfüllt sein müssen: binnenstrukturelle Eigenschaften der Migrantenpopulation und Faktoren fernab früher Desorientierungserfahrungen der Migranten im Aufnahmekontext. Ein im Verlauf der Migrationsgeschichte relativ spät angesiedelter Wandel des Bezugshorizonts der Migranten und ihrer Nachkommen von der Herkunfts- zur Aufnahmegesellschaft kann die Wahrnehmung der Zurückweisung und den Rückzug in ethnische Kolonien bewirken. Die Kausalitätsannahme der bisherigen Debatte wird in Frage gestellt. Ziel ist es, weniger die Wirkungen als unabhängige Größen verstandender Kolonien auf ihre Angehörigen zu analysieren, als vielmehr die Entstehungsbedingungen der Kolonien selbst zu begreifen. Dazu sollen in einer standardisierten Befragung von sechs Zuwanderergruppen Erfahrungen und Einstellungen gegenüber der Aufnahmegesellschaft und der Herkunftsgruppe erhoben werden. Sie ist als Wiederholungsbefragung einer identischen Stichprobe zu zwei Zeitpunkten angelegt, um mit Veränderungen über die Zeit kausale Erklärungen zu überprüfen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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