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Eine neue Hegemonie. Empörung, Populismus und demokratische Praxis in Spanien, 2011 - 2016
Antragsteller
Dr. Conrad Lluis
Fachliche Zuordnung
Soziologische Theorie
Empirische Sozialforschung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung in 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 520132823
Die vorliegende Arbeit setzt sich einen doppelten, empirischen und theoriebildenden Anspruch. Auf empirischem Terrain untersuche ich den beschleunigten politischen Wandel, der in Spanien zwischen 2011 und 2016 geschehen ist. Ein Wandel, der im Zeichen einer radikalisierten Demokratie und eines egalitären Gesellschaftsentwurfes steht. Die Proteste und Platzbesetzungen der sogenannten Indignados (Empörte) Mitte 2011 dienen als Ausgangspunkt für eine Studie, die Diskursanalyse, Ethnographie und Leitfadeninterviews trianguliert, um eine so detaillierte wie umfassende Rekonstruktion der politischen Umbrüche in Spanien zu entwerfen. Die Rekonstruktion der Indignados und der aus ihr hervorgehenden Partei Podemos macht den Hauptteil der Arbeit aus (Kap. III-V). Ich lanciere hier eine Analyse, die sich querschnittartig zwischen Zivilgesellschaft und politischem System sowie zwischen der Rekonstruktion gesellschaftsübergreifender Semantiken und mikrologischer Praktiken bewegt, um zu einem Gesamtpanorama des sozialen Wandels in Spanien zu gelangen. Die derart herausgestellten Verschiebungen werden überdies ergänzt durch ihre Einbettung die historisch gewachsene Ordnung des Landes (Kap. II und VI). Die empirische Auseinandersetzung geht Hand in Hand mit dem sozialtheoretischen Anspruch, eine erweiterte Hegemonietheorie zu entwerfen. Ich schreibe mich in den poststrukturalistischen Ansatz von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe ein, baue ihn aber dezidiert aus, um konzeptuell wie analytisch ihr Versprechen einzulösen, dass Diskurstheorie als politische Gesellschaftstheorie operieren kann. Dafür relativiere ich den Formalismus wie Antiessentialismus von Laclau/Mouffe und entfalte eine Perspektive, die zugleich die Konstruiertheit und die Materialität, den Symbolcharakter und die Sinnlichkeit, die politischen Artikulationschancen und die Sedimentierungstendenzen sozialer Verhältnisse würdigt. Am Horizont der Arbeit zeichnet sich somit eine postfundamentalistische Sozialtheorie ab, in der sich diskurstheoretische, praxeologische und neomaterialistische Positionen verdichten. Eine solche Sozialtheorie affirmiert, dass die Momente des Politischen und des Sozialen gleich konstitutiv für Gesellschaft sind.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen