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Virtuelle Texte: Die Konstitution von Text als Gegenstand literaturgeschichtlichen Wissens (B04#)

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 470106373
 
Das Teilprojekt B04 Virtuelle Texte: Die Konstitution von Text als Gegenstand literaturgeschichtlichen Wissens untersucht für einen bestimmten historischen Beispielbereich die Rolle des Virtuellen bei der Konstitution von Texten als den zentralen Gegenständen literaturgeschichtlichen und philologischen Wis- sens. Es geht von der Vorannahme aus, dass diese nicht einfach als gegeben vorliegen, sondern dass Text- ualität zugeschrieben wird und Texte durch unterschiedliche transkriptive Verfahren hergestellt werden. Das Projekt folgt dabei der Arbeitshypothese, dass text-konstituierenden Verfahren und den mit ihnen ver- bundenen Konzeptualisierungen von Text nicht erst unter digital-technischen Bedingungen ein Moment von Virtualität eignet, insofern diese immer wieder einen erschlossenen, potentiellen, ungreifbaren, nicht- aktualisierten jedoch theoretisch hypostasierten Text oder Textzustand als Bezugsgröße voraussetzen, der dennoch Rezeption und Deutung nachhaltig mitbestimmt. Virtualität wird darum einerseits (1) verstanden als abwesend/anwesende Wirksamkeit in Prozessen der Textkonstitution. Andererseits (2) wird sie (im technischen Sinne) verstanden als spezifisches Wahrnehmungs- und Interaktionsangebot digital konstitu- ierter Text(-Bild)-Objekte für menschliche Benutzer. Digitale und nicht-digitale Textkonstitution werden so im Hinblick auf (1) vergleichbar, während sie sich im Hinblick auf (2) unterscheiden. Im Anschluss an das Forschungsprogramm des SFB 1567 Virtuelle Lebenswelten fragt das Projekt nach den unterschiedlichen Wahrnehmungsangeboten, Beobachtungsmöglichkeiten und -bedingungen sowie nach der Operationalität, die mit der Virtualisierung von Text in nicht-digitalen Prozessen der Textkonsti- tution und mit digital konstituierten virtuellen Text-Bild-Objekten verbunden sind. Es zielt dabei nicht auf eine umfassende metatheoretische Reflexion dieses Problembereichs, sondern versteht sich als Studie, die vorliegende theoretische und methodologische Überlegungen aufgreift, für einen konkreten historischen Beispielbereich prüft, diskutiert und im Rahmen einer eigenen digitalen Edition erprobt, die also vergange- ne und neueste Modellierungen von Text und Textualität theoretisch und empirisch nebeneinanderstellt. Mit dem Sunte Marien Wortegarde Könemanns von Jerxheim (ca. 1240–1316) und der anonymen De Mynnen Rede (14. Jh.) wird ein Material ausgewählt, das sich insofern gut als Erprobungsbereich eignet, als sich seine spezifische Gestalt, Materialität und Überlieferungssituation, seine Textualitätsentwürfe und Schriftpraktiken, in vielerlei Hinsicht den Abgrenzungs-, Kohärenz- und Kohäsionserwartungen verweigern, die mit literaturwissenschaftlichen Textkonzepten und Taxonomien in der Regel verbunden sind. Das Material bietet so eine komplexe Problemlage, an der sich Verfahren der Textkonstitution deutlich zeigen.
DFG-Verfahren Sonderforschungsbereiche
Antragstellende Institution Ruhr-Universität Bochum
 
 

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Textvergrößerung und Kontrastanpassung