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GRK 3009:  Europa nach dem Eurozentrismus. Narrative einer Weltprovinz im Umbruch

Fachliche Zuordnung Literaturwissenschaft
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 520477345
 
Das neu einzurichtende Graduiertenkolleg befasst sich mit dem kulturellen Ort, dem beunruhigten Selbstverhältnis und der globalen Rolle Europas in einer nicht mehr eurozentrisch zu perspektivierenden Welt. Obgleich der Kontinent seine hegemoniale Position im Lauf des 20. Jahrhunderts eingebüßt hat, schreiben sich viele Leitvorstellungen europäischer Prägung in die globale Gegenwart fort. Sie sind im Zuge der Eurozentrismus-Kritik erst ansatzweise ‚provinzialisiert‘ worden. Auch in historischer Hinsicht steht eine tiefer greifende Revision eurozentrischer Weltentwürfe an. Unter dieser Prämisse will das Kolleg einen Beitrag zur kritischen Analyse des Europa-Diskurses in Geschichte und Gegenwart leisten. Zugleich soll es sich angesichts aktueller geopolitischer Entwicklungen wie dem Krieg in der Ukraine der drängenden Frage stellen, ob und wie die kulturellen Ressourcen, Wertorientierungen, Sozialmodelle und Institutionen Europas jenseits des Eurozentrismus geltend und produktiv gemacht werden können. Methodologisch stellt es ein verbindendes Element der am Kolleg beteiligten Disziplinen dar, dass vor allem nach den narrativen Modellierungen Europas, und zwar sowohl hinsichtlich seiner globalen Verflechtungen als auch seiner Binnendynamiken, gefragt werden soll. Diese literaturwissenschaftliche Ausrichtung wird durch historische, sozial- und rechtswissenschaftliche Forschungen zu den inneren und äußeren Grenzziehungen des fluiden Gebildes 'Europa' und zu den Verfahren seiner - seit jeher prekären - Einheitsstiftung ergänzt. Die im Kolleg zu fördernden Dissertationen sollen sich einer Analyse von gleichermaßen politischen wie ästhetischen Konzepten, Imaginationen und kollektiven Erzählungen widmen, die für das Selbst- wie für das Fremdverständnis Europas grundlegend wurden. Gestärkt wird dieser Ansatz durch die systematische Einbeziehung einer Sicht auf Europa von außen bzw. von der Peripherie; geplant ist, durch Kooperation u. a. mit Partnern in Latein- und Nordamerika, Südafrika und Indien einen Resonanzraum für Ansätze zu einer kulturhistorischen und theoretischen Neukonzeptualisierung Europas im 21. Jahrhundert zu schaffen. Das beantragte Kolleg kann nicht nur auf reiche Erfahrungen aus vorherigen Graduierten-kollegs in Konstanz zurückgreifen, sondern auch auf bewährte Strukturen und langjährige Auslandskontakte des M.A.-Studiengangs "Globale Europa-Studien". Es soll Promovend*innen aus einem breiten Spektrum von Kultur- und Sozialwissenschaften eine durch interdisziplinären Austausch erweiterte Qualifizierung in engem Kontakt mit internationalen Entwicklungen ermöglichen.
DFG-Verfahren Graduiertenkollegs
Antragstellende Institution Universität Konstanz
 
 

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