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Rassismus und Diskriminierungserfahrungen im Polizeikontakt – Verbreitung, Erscheinungsformen und institutioneller Umgang

Antragstellerinnen / Antragsteller Professorin Dr. Eva Groß; Professor Dr. Tobias Singelnstein
Fachliche Zuordnung Kriminologie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 520581523
 
Zu Rassismus und Diskriminierung bei der Polizei in Deutschland liegt trotz der gesellschaftlichen Relevanz des Themas kaum aktuelle empirische Forschung vor. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Verbreitung rassistischer Einstellungen und diskriminierender Praxen in der Polizei als auch für die Erfahrungen Betroffener. Das Vorhaben soll deshalb erstmals Erfahrungen mit rassistischer polizeilicher Diskriminierung bei Betroffenen umfassend quantitativ und qualitativ erheben. In dem Projekt werden drei Felder in den Blick genommen: Häufigkeit, Struktur und Formen einschlägiger Diskriminierung; die Wahrnehmung von Polizeikontakten durch die Betroffenen einschließlich der Folgen solcher Erfahrungen für sie; der institutionelle Umgang mit der Problematik und ihre Bedeutung für die polizeiliche Praxis. Die bisherige, vor allem aus den 1990er Jahren stammende Forschung hat nahezu ausschließlich subjektive Einstellungen unter Polizist*innen untersucht. Solche Forschung ist außerordentlich wichtig – inwiefern es zu rassistischer Diskriminierung durch die Polizei kommt, lässt sich so jedoch nicht abschließend beantworten. Einerseits manifestieren sich solche Einstellungen nicht notwendig in Diskriminierung, andererseits setzt diskriminierendes Handeln keine expressive rassistische Haltung voraus. Auch neuere Studien zu Rassismus und Rechtsextremismus in der Polizei nehmen ganz überwiegend die polizeiliche Perspektive in den Blick. Das vorliegende Vorhaben löst sich von diesen bislang dominierenden Betrachtungsweisen, indem die Erfahrungen der Betroffenen im Vordergrund stehen und anhand dieser die Verbreitung diskriminierender Praxen und ihre Folgen in den Blick genommen werden. Zentrales Element ist eine quantitative, repräsentative Befragung der 16- bis 49-jährigen Bevölkerung ausgewählter Großstädte in Ost- und Westdeutschland, bei der u.a. potenziell von Rassismus Betroffene online, postalisch oder telefonisch zu ihren Erfahrungen mit der Polizei befragt werden – unter anderem zu Häufigkeit, Formen und Folgen diskriminierenden Polizeiverhaltens. Ergänzt wird dies durch 30 qualitative Einzelinterviews mit ausgewählten Betroffenengruppen und Expert*innen aus der Betroffenenbetreuung. Die polizeiliche Sichtweise auf das Thema wird sodann in sechs Fokusgruppen mit Polizist*innen untersucht, wobei es darum geht, wie häufig diese einschlägige Situationen erleben, was sie als Rassismus bzw. Diskriminierung einstufen und wie sich die Problematik im Arbeitsalltag auswirkt. Die geplante Untersuchung ist in einer erheblichen Forschungslücke verortet, da die Erfahrungen Betroffener mit rassistischer Diskriminierung durch die Polizei bislang nicht umfassend untersucht wurden. Die zu erwartenden Ergebnisse werden einen wesentlichen Beitrag sowohl für den wissenschaftlichen als auch den polizeilichen Diskurs leisten. Zudem können sie erhellen, wie Diskriminierung in ihrer spezifischen polizeilichen Erscheinungsform gesellschaftlich bearbeitet werden kann.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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