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Sensitivität für soziale Zurückweisung und Interaktionsprobleme bei Patienten mit Kindheitstrauma – eine transdiagnostische Untersuchung zu psychologischen und neurobiologischen Mechanismen

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Kognitive, systemische und Verhaltensneurobiologie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 520999366
 
Kindheitstrauma (Childhood maltreatment, CM) als eine Form von Beeinträchtigungen im Spektrum von Early Adversity and Trauma (EAT) sind als zentraler Risikofaktor für die Entwicklung schwerer psychischer Probleme anzusehen. Etwa 25 % der Patienten mit psychischen Erkrankungen berichten von CM. Diese Subpopulation zeichnet sich transdiagnostisch durch eine komplexere Psychopathologie, stärkere funktionelle Einschränkungen und einen eher chronischen Krankheitsverlauf aus. Ein weiteres Kernmerkmal psychischer Erkrankungen mit einer hohen Belastung durch CM, wie die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS), chronische Formen von Depression (engl. PDD) oder die komplexe posttraumatische Belastungsstörung (kPTSD), sind Probleme in der sozialen Interaktion, die maßgeblich zu einer Beeinträchtigung des psychosozialen Funktionsniveaus beitragen und auch Psychotherapie erschweren können. Dazu zählt eine eingeschränkte Fähigkeit, soziale Beziehungen aufrechtzuerhalten und gestörte Kooperation wiederherzustellen. Ein wesentlicher individueller Faktor ist eine hohe Zurückweisungssensitivität (Rejection Sensitivity, RS), die Persönlichkeitsdisposition soziale Ablehnung ängstlich zu erwarten, eher wahrzunehmen und intensiver hierauf zu reagieren, die oft zu einer Verstärkung des Teufelskreises aus Ablehnung und Rückzug führt. Eine hohe Zurückweisungssensitivität kann auf ungünstige frühkindliche Bindungserfahrungen sowie Kindheitstrauma zurückgeführt werden, einschließlich der Erfahrung elterlicher Ablehnung und verschiedener Formen von Missbrauch. In der beantragten Studie soll ein neues transdiagnostisches Konzept etabliert und der Zusammenhang zwischen verschiedenen Traumaclustern sowie kumulativen Traumakategorien und Zurückweisungssensitivität als zentrale transdiagnostische Determinante für interpersonelle Psychopathologie untersucht werden. Dabei folgen wir aktuellen transdiagnostischen Forschungsempfehlungen und überprüfen das transdiagnostische Konstrukt (CMxRS) in einer diagnoseübergreifenden Stichprobe (BPD, PDD, cPTSD, episodische Depression, nicht-klinische Kontrolle). Um die verschiedenen Komponenten von Zurückweisungssensitivität zu untersuchen, erfassen wir anhand eines standardisierten experimentellen Settings veränderte Reaktionen und beeinträchtigte zwischenmenschliche Bewältigungsstrategien auf sozialen Ausschluss. Mittels psychometrischer, endogener (peripheres Oxytocin und Cortisol), neurophysiologischer (Hautwiderstandsmessung, Herzfrequenz) und neurogenetischer (epigenetische Veränderungen und genetische Variationen im Oxytocin-System) Messungen sollen zugrunde liegende neurobiologische Prozesse untersucht werden. Neben einem tieferen ätiopathogenetischen Verständnis der Mechanismen von sozialen Interaktionsproblemen sollen die Studienergebnisse dazu dienen, Ansatzpunkte für Mechanismus-basierte Interventionen zu finden, um die Psychotherapie von Menschen mit frühen traumatischen Lebenserfahrungen weiterzuentwickeln.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Frank J. Padberg
 
 

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