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Grenzmaterialitäten und -infrastrukturen: Komparative Ethnographie im Urbanen Raum
Antragstellerin
Dr. Annett Bochmann
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 521092157
Der Blick auf die globale politische Ordnung zeigt die Diversität von Staatsgrenzen. In diesem Kontext untersucht das soziologische Forschungsprojekt die Bedeutung und Macht der Sozio-Materialität von Grenzen in urbanen Kontexten. Das Projekt knüpft an Ergebnisse von zwei Forschungsbereichen an: Die Grenzforschung und die neuere Materialitäts- und Infrastrukturforschung (insbesondere Science and Technology Studies sowie Urban Studies). Damit werden Materialität und insbesondere unterschiedliche Infrastrukturen als zentrale Dimensionen für die Konstitution von Staatsgrenzen ergänzt. Das Vorhaben geht davon aus, dass Grenzen nicht nur Ergebnisse staatlicher Kontrollapparate sind, sondern ein Produkt vielfältiger, auch miteinander verflochtener, Beziehungen von staatlicher und nichtstaatlicher Praxis. Daher werden einerseits staatliche Regulierungspraktiken analysiert, andererseits auch solche Infrastrukturen in den Blick genommen, die über die Grenzsituation entstehen, wie z.B. Grenzökonomien oder transnationale Kooperationen. Das Verhältnis dieser unterschiedlichen Infrastrukturen wird dabei als ein unauflösliches und spannungsreiches Wechselspiel verstanden, welches das Projekt theoretisch fassen und empirisch erforschen möchte. Dabei fokussiert das Vorhaben die sozio-materiellen Verbindungen der Infrastrukturen, d.h. die Verknüpfungen zwischen Grenzobjekten und sozialen Praktiken (Star 2010, Latour 2006). Entsprechend des praxeologischen Materialismus wird eine ethnomethodologisch informierte Ethnographie durchgeführt, die es ermöglicht Grenzen in situ und im Sinne eines doing border zu analysieren. Das Projekt untersucht zwei urbane Räume in Asien und Europa, in denen Grenzinfrastrukturen ein besonders hohes Vorkommen haben. Die komparative Analyse der unterschiedlichen Situationen bietet dabei dichte Analysen über die Komplexität von Grenzen sowie Erkenntnisse über den Einzelfall hinaus. Das Forschungsvorhaben verfolgt eine analytisch-grundlagenorientierte Problemstellung, die über die empirischen Ergebnisse auch theoretische und methodologische Beiträge ermöglicht. Wir erhalten mit diesem Vorhaben (1) ein besseres Verständnis über den sozio-materiellen Charakter und die Wirkmacht unterschiedlicher Infrastrukturen auf die Konstitution von Grenzen, sowie (2) empirische Erkenntnisse über die Macht von Materialitäten auf die soziale Praxis und vice versa. (3) Schließlich wird das Projekt auch die methodischen und methodologischen Reflexionen über die Durchführung einer komparativen Ethnographie für kontrastive Fälle dokumentieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen