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Freizeit unter Kontrolle? – Die Politisierung von Vergnügungskulturen in den multiethnischen Städten Warschau, Posen und Lemberg 1890-1914
Antragstellerin
Professorin Dr. Maren Röger
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 521211855
Vergnügungskulturen wurden in den Jahrzehnten um 1900 zu einem zentralen Bestandteil urbanen Lebens. Mit zunehmend regulierten Arbeitszeiten ging eine "Expansion des Vergnügens" einher: Varietétheater, Musikcafés, Kinos, Flugshows, Rennveranstaltungen oder Zirkusse blühten auf und boten der Stadtbevölkerung ein breites Spektrum an Möglichkeiten, die arbeitsfreien Stunden zu verbringen. Während dazu für die Städte des westlichen Europas bereits zahlreiche Studien vorliegen, stellen Vergnügungskulturen in der Forschung zu den Städten des östlichen Europas nur eine Randerscheinung dar. Die Forschung richtete ihren Blick bislang vor allem auf Opernhäuser und Nationaltheater und deren Rolle in Nationalisierungsprozessen. Die bereits etablierten Narrative nationaler Konflikte wurden so reproduziert. Ohne die Integration der Vergnügungskulturen, so das Argument, fehlt in der Geschichtsschreibung ostmitteleuropäischer Städte ein ganz wesentlicher Teil des alltäglichen Lebens. Ihre Integration kann dazu beitragen, das Bild dieser Städte um 1900 neu zu konturieren. Das geplante Projekt beabsichtigt, das breite Spektrum urbaner Vergnügungskulturen in Warschau, Posen und Lemberg zu untersuchen. Der Zugang über urbane Vergnügungskulturen verspricht, neue Perspektiven auf urbane Öffentlichkeiten und Kommunikation in städtischen Räumen zu erschließen. Im Zentrum steht dabei die Frage, inwiefern sich politische Konflikte in den multiethnischen Städten Warschau, Posen und Lemberg auf das städtische Alltagsleben auswirkten. Dabei rückt die medial vermittelte Aufladung städtischer Räume durch vor allem nationalistische Akteur*innen und die Rezeption dieser Vereinnahmung in der Stadtöffentlichkeit in den Fokus. In der Historiografie verankerte städtische Raumordnungen und Konfliktnarrative sollen so auf den Prüfstand gestellt werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen