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Produktion und Perzeption von Geminaten im Italienischen als Fremdsprache: Deutsche, finnische, spanische und tschechische Lernende im Kontrast
Antragstellerin
Privatdozentin Dr. Andrea Peskova
Fachliche Zuordnung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 521229214
Ob aus kulturellen, touristischen, beruflichen oder anderen Gründen, Italienisch ist nach Spanisch und Französisch die romanische Sprache, die in Europa am häufigsten erlernt wird. Aus linguistischer Sicht hat das Italienische nicht nur eine ganz einzigartige Sprachmelodie, es gehört auch zu der relativ kleinen Gruppe von Sprachen, die lange Konsonanten, sog. Geminaten, in ihrem Lautsystem haben. Da solche Geminaten im italienischen Phonemsystem sehr häufig sind und Bedeutungsunterschiede erzeugen können (z. B. nonno ‚Opa‘ vs. nono ‚neunter‘), stellt ihre Aussprache einen wichtigen Teil der phonologischen Kompetenz dar und ist wesentlich für die Verständlichkeit der Lernenden. Es ist allerdings bekannt, dass Geminaten schwer zu erlernen sind, und es stellt sich die Frage nach der Ursache dieser Schwierigkeit: Handelt es sich um ein rein artikulatorisches Phänomen oder um phonologisch bedingte Unterschiede in der Wahrnehmung? Um dies zu beantworten, müssen wir Perzeption und Produktion testen und dabei Sprachen mit und ohne phonologischen Längenkontrast miteinander vergleichen. Das Projekt verfolgt zwei Hauptziele. Als erstes soll gründlich erforscht und dokumentiert werden, wie erwachsene Lernende mit den Erstsprachen (L1) Deutsch, Finnisch, Spanisch und Tschechisch die (wortinterne) Konsonantenlänge des Italienischen (L2) wahrnehmen und produzieren. Dieses mehrsprachige Szenario wurde nicht zufällig gewählt: Während Quantitätsunterschiede im Spanischen nicht relevant sind, verfügen Tschechisch und Deutsch über vokalischen Längenkontrast und das Finnische hat sowohl vokalische als auch konsonantische Länge in seinem Lautinventar. Es ist zu erwarten, dass sich deshalb in den vier Lerngruppen Unterschiede bei der Produktion italienischer Geminaten zeigen werden. Außerdem wird getestet, wie sich die Gruppen bei der Wahrnehmung von Geminaten voneinander unterscheiden. Es ist bekannt, dass L2-Lernende Laute nicht so wie L1-Sprecher*innen „hören“. Mit dem Projekt soll ein Beitrag zur aktuellen Debatte über die komplexe Beziehung zwischen Perzeption und Produktion beim Erwerb von konsonantischer Länge geleistet werden. Das zweite Ziel besteht darin, das mit empirischen Methoden gewonnene Wissen für den Sprachunterricht nutzbar zu machen. Die Rolle von Phonetik und Phonologie wird im L2-Unterricht und in den dafür konzipierten Lehrbüchern weithin unterschätzt; es ist überraschend, wie wenig Lernende und Lehrende sich der Bedeutung eines angemessenen Ausspracheunterrichts bewusst sind. Dabei spielen solche Kenntnisse auch in modernen Spracherkennungstechnologien oder KI-basierten Aussprache-Apps eine große Rolle. Die Kombination von Theorie und Praxis ist für die Ausbildung von L2-Lernenden von großer Relevanz, ganz gleich ob sie als Lehrer*innen oder als Expert*innen in verschiedenen Berufen arbeiten werden. Auf der Basis der Projektergebnisse sollen Trainingsprogramme entwickelt werden, die dem genannten Mangel ein Stück weit abhelfen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Finnland, Italien, Kanada, Schweiz, Spanien, Tschechische Republik
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Dr. Lidia Calabrò; Professorin Dr. Laura Colantoni; Professor Dr. Silvio Cruschina; Professorin Dr. Wendy Elvira-García; Professorin Dr. Barbara Gili Fivela; Dr. Chiara Meluzzi; Professor Dr. Paolo Roseano; Privatdozentin Dr. Sandra Schwab; Dr. Radek Skarnitzl; Professorin Dr. Patrizia Sorianello