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Die Versicherung moderner Gesellschaften: Eine historisch-vergleichende Soziologie privater Versicherungen, ihrer Entwicklung, Ursprünge und Folgen

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 521230583
 
Dieses Projekt schlägt eine historisch-vergleichende Soziologie des privaten Versicherungssektors in seinen Lebens- und Nichtlebenszweigen (Sach-, Transport- usw.) in 20 alten OECD-Ländern ab dem späten 19. Jahrhundert und in 15 aufstrebenden Volkswirtschaften mit kürzerem Erfassungsbereich (Lateinamerika, Asien, Osteuropa) vor. Der Versicherungssektor nimmt jährlich etwa 7 % des weltweiten BIP als Prämieneinnahmen ein, hält Vermögen in Höhe von etwa 50% der gesamten Bankaktiva und wird in Zeiten steigender Klima- und Katastrophenrisiken immer wichtiger, wurde aber erstaunlicherweise sowohl von Historikern und Finanzwissenschaftlern mit ihrem Fokus auf Banken und Kapitalmärkten als auch von Politikwissenschaftlern mit ihrem starken Fokus auf öffentliche, wohlfahrtsstaatliche Versicherungen vernachlässigt. Soziologen selbst haben viel zu Risikogesellschaften geforscht, darin aber den Versicherungssektor weitgehend ignoriert. Dieses Projekt zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen, indem es eine ländervergleichende historische Datenbank der wichtigsten Bestands- und Stromvariablen moderner prämienbasierter Versicherungen aufbaut, um ihre Entwicklung über Zeit und Länder hinweg zu untersuchen, ihr Wachstum zu erklären und ausgewählte Konsequenzen in drei Arbeitspaketen zu untersuchen. Das erste Arbeitspaket wird somit eine Versicherungsdatenbank aufbauen und die etwa 200-jährige Entwicklung der modernen Versicherungen beschreiben sowie ihre Wachstumstrends mit denen anderer Finanzinstitutionen und des öffentlichen Wohlfahrtsstaates vergleichen. Es wird auch die unterschiedlichen Wachstumspfade der Länder im Versicherungswesen aufzeigen. Das zweite Arbeitspaket befasst sich mit der Frage nach deren verschiedenen Wachstumsdeterminanten, wobei vor allem häufig diskutierte wirtschaftliche und kulturelle Faktoren untersucht werden, z. B. die Beziehung zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Versicherungswachstum und die potenziell Webersche Beziehung zwischen Protestantismus und verschiedenen Konfessionen und der Versicherungsentwicklung. Ein letztes Arbeitspaket konzentriert sich auf ausgewählte Folgen von Versicherungen: Sichert der Sektor makroökonomisch gegen Finanz- und andere Krisen ab, indem er eine schnellere wirtschaftliche Erholung ermöglicht? Gibt es einen Trade-off zwischen privaten Versicherern und dem Wohlfahrtsstaat, insbesondere im Bereich der Renten- und Unfallversicherung? Insgesamt knüpft das Projekt an einige Fragen an, die in verschiedenen Disziplinen für sehr kurze Zeiträume untersucht wurden, spielt aber den Datenvorteil aus, viele Länder langfristig zu erfassen. Über den Aufbau einer künftigen Datenbank für die Weiterverwendung in der Wohlfahrts-, Finanz- und Kapitalmarktforschung hinaus trägt das Projekt zu einer potenziellen Versicherungssoziologie bei, die eine Verbindung zu den Weberschen Themen der Rationalisierung, zu den verschiedenen Welten der öffentlichen Wohlfahrt und zu den Spielarten des Kapitalismus herstellt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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