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Die Beinsättel des 13. bis 17. Jahrhunderts. Reitzeuge als Sinnbilder ritterlich-höfischer Ideale

Antragstellerin Maria Schröder
Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 521770030
 
Im Fokus der oben betitelten Dissertation steht eine Gruppe von 37 Prunksätteln und Sattelbögen, die weit verstreut in europäischen und nordamerikanischen Museen aufbewahrt werden. Zumeist ausgestellt inmitten von Rüstzeugen aus Leder und Metall, fallen sie durch ihre hellen glänzenden Oberflächen aus Knochen und Hirschhorn auf, die aufwendig geschnitzt und graviert sind. Die Beinsättel muten durch die Beinauflagen zerbrechlich an – zumal ihre Verzierungen durch einen Reiter verdeckt würden. Die an ihrer äußeren Formgebung abgeleitete Funktionalität als Reitsitze erscheint so fraglich. Nichtsdestotrotz herrschte die Auffassung vor, sie seien als Mitgliedsgeschenke im Zeremoniell des 1408 von Kaiser Sigismund von Luxemburg (1368–1437) gegründeten Drachenordens verwendet worden. Obwohl Belege fehlen und die Existenz der Werke des 13. und 14. sowie des 16. und 17. Jahrhunderts durch diese These unerklärt bleibt, wurden die Beinsättel seit Anfang des 20. Jahrhunderts von dieser Deutung vereinnahmt. Es bedurfte daher einer grundlegenden Forschungsarbeit zur Bestimmung u.a. der ursprünglichen Bedeutung und Funktion der Beinsättel, in der alle Objekte eingehend studiert und unter Einbezug zeitgenössischer Text- und Bildquellen analysiert werden. Diese Aufgabe übernimmt die Dissertation mit dem Ziel die Objekte in der damaligen Lebenswelt zu verorten und das Wissen, um die mitteleuropäische Hofkultur zu erweitern. Durch dieses Vorgehen wurde aufgedeckt, dass die Beinsattel herrschaftliche Repräsentationsmedien waren, die ritterlich-höfische Ideale verkörperten. Es verbanden sich mit ihnen spezifische Repräsentationsmechanismen, die vom höfischen Adel begründet und später vom aufstrebenden Bürgertum übernommen wurden. Mit diesen Erkenntnissen erhalten Reitzeugen eine neue Geltung – ein Forschungsfeld, das bislang weitgehend unbeachtet blieb, obwohl das Pferd innerhalb der damaligen Gesellschaft von unvergleichbarer Relevanz war. Durch den gewählten methodenkombinierenden Zugang, der kunsthistorische, historische und literaturwissenschaftliche Techniken und Forschungen einbezieht, ist die Arbeit ferner wertvoll für die Erforschung von Elfenbeinen, der früheren Sachkultur, material-sematische Objektstudien und literarturwissenschaftliche Untersuchungen zur höfischen Epik. Letztere übernahm als spezifische Textquelle eine Schlüsselrolle innerhalb der Arbeit und bei deren Analyse ging es nicht zuletzt darum, die gegenseitige Bedingtheit von literarischen und realen Beinsätteln zu ergründen. Entsprechend dieser hohen Bedeutung und als maßgebendes Grundlagenwerk zu den Beinsätteln ist eine Veröffentlichung der Dissertation im Druck und Open-Access optimal, um einen freien und möglichst breiten Zugang zu aktuellen Forschungsergebnissen zu gewährleisten, wie von zentralen Forschungsgestellen gefordert. Für Standartwerke zur Angewandten Kunst ist dieses Vorgehen bislang weitgehend singulär, was es hoffentlich vorbildhaft für weitere Forschungen macht.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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