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Dynamisches Belief Updating in der Adoleszenz und seine Bedeutung für die Entwicklung von Psychopathologie

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 461947532
 
Hintergrund: Viele psychische Störungen beginnen in der Adoleszenz. Diese ist durch eine stärkere Hinwendung zu Gleichaltrigen gekennzeichnet sowie durch neuronale Reorganisation und erhöhte Plastizität des Locus coeruleus, einer Schlüsselstruktur für Erregungsmodulation, Evidenzakkumulation und dynamische Anpassung von Überzeugungen (DynBU). Die gleichzeitig auftretenden biologischen und sozialen Veränderungen tragen vermutlich zu der erhöhten Vulnerabilität für die Entwicklung psychischer Störungen in der Adoleszenz bei. Ziele: Das Projekt zielt auf ein verbessertes Verständnis der Rolle von DynBU im Zusammenspiel mit sozialem Kontext für die Entwicklung von Psychopathologie in der Adoleszenz ab. DynBU und zugrundeliegende neurokognitive Mechanismen (Überraschung, Pupillenmodulation, „Network-Reset-Cascade“) werden allein und in Interaktion mit kontextuellen Faktoren untersucht. Quer- und längsschnittliche Zusammenhänge von DynBU-Abweichungen und folgenden psychopathologischen Kerndimensionen werden adressiert: internalisierende Symptome (z.B. Angst, Depression), externalisierende Symptome (z.B. Aufmerksamkeitsdefizit, Substanzkonsum) und Denkstörungen (z.B. psychotische Symptome). Hypothesen: (1) Im Vergleich zu Erwachsenen spiegeln neurokognitive Mechanismen von DynBU in der Adoleszenz wider, dass neu gemachte Beobachtungen ein stärkeres Gewicht erhalten, was zu einer stärkeren Aktualisierung von Überzeugungen als Reaktion auf Umweltveränderungen führt. Diese Tendenz wird durch belohnende und soziale Kontexte verstärkt; (2) Veränderungen in DynBU während der Adoleszenz sind mit psychopathologischen Symptomen assoziiert und sagen ihr Auftreten oder ihre Zunahme über die Zeit voraus; (3) Die erwartete stärkere Reaktion auf Umweltveränderungen und ihre Modulation durch belohnende und soziale Kontexte während der Adoleszenz erhöht die Anfälligkeit für die Entwicklung von Psychopathologie in schädlichen Umweltkontexten. Geplante Methoden: Wir rekrutieren zwei Stichproben: Jugendliche (12-17 Jahre, n = 300) und Erwachsene (25-30 Jahre, n = 100). In der ersten Sitzung werden Symptomatik und Baseline-Erregung erhoben und die Standardaufgabe der Forschungsgruppe durchgeführt. In einer zweiten Sitzung wird eine Aufgabenvariante mit experimenteller Variation von Belohnung und sozialem Kontext durchgeführt. Latente Parameter von DynBU (relative und unerwartete Unsicherheit) und psychophysiologische Parameter (EEG, Pupillenreaktion) werden ausgewertet. Zwischen den Sitzungen werden mittels eines ambulatorischem Assessments Erfahrungen aus dem sozialen und Belohnungskontext über den Verlauf einer Woche erhoben. Um die Vorhersagekraft von DynBU für Psychopathologie zu untersuchen, wird der Symptomstatus nach 6, 12 und 18 Monaten erneut untersucht. Erwarteter Erkenntnisgewinn: Die Ergebnisse versprechen wichtige Einblicke in die Beziehung zwischen DynBU und aufkommender Psychopathologie in der Adoleszenz sowie neue Ansatzpunkte für präventive Interventionen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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