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Dynamische Überzeugungsanpassung unter Stress: Kontextabhängigkeit und zeitliche Dynamik
Antragsteller
Professor Dr. Lars Schwabe
Fachliche Zuordnung
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 461947532
Hintergrund: Stress hat bekanntermaßen einen wesentlichen Einfluss auf kognitive Prozesse, welcher für psychische Störungen hochrelevant sein könnte. Es wird angenommen, dass Stresseinflüsse auf kognitive Prozesse Kontext-abhängig sind, in dem Sinne, dass Stress die Verarbeitung direkt Stressor-relevanter Informationen verbessert, die Verarbeitung Stressor-irrelevanter Informationen hingegen reduziert. Wenngleich Stresseffekte auf Lern- und Entscheidungsprozesse im Allgemeinen gut belegt sind, ist bisher weitgehend unklar, ob und durch welche Mechanismen Stress die dynamische Anpassung von Überzeugungen, einem grundlegenden statistischen Lernprozess, verändert. Ziele: Dieses Projekt soll prüfen, (i) ob sich Kontext-abhängige Stresseffekte auf die dynamische Anpassung von Überzeugungen zeigen, (ii) ob solche Stresseffekte mit noradrenerger Erregung oder Cortisol in Zusammenhang stehen und (iii) welche neuronalen Mechanismen an Stress-induzierten Veränderungen der dynamischen Überzeugungsanpassung beteiligt sind. Hypothesen: Wir vermuten, dass Aufgaben-unabhängiger Stress die Überzeugungsanpassung reduziert, während Stress, der direkt mit der Lernaufgabe verbunden ist, einen gegenteiligen, gar förderlichen Einfluss hat. Wir nehmen ferner an, dass noradrenerge Erregung eine zentrale Rolle bei diesen kontext-abhängigen Stresseffekten spielt, indem diese einen kortikalen Netzwerkreset sowie die Beteiligung des Salienznetzwerkes fördert, welches Stressor-relevante Informationen priorisiert verarbeitet. Für die verzögerte Cortisolausschüttung wird vorhergesagt, dass diese die dynamische Überzeugungsanpassung beeinträchtigt. Geplante Methoden: Um diese Hypothesen zu prüfen, sind zwei komplexe Experimente geplant. In diesen Experimenten durchlaufen Versuchspersonen eine Stress- oder Kontrollmanipulation während sie eine Aufgabe zur dynamischen Überzeugungsanpassung (Confetti-cannon task) im Magnetresonanztomographen bearbeiten. Von besonderer Bedeutung ist dabei, dass der Stressor in Experiment 1 Aufgaben-unabhängig ist, während der Stressor in Experiment 2 direkt mit der Lernaufgabe verbunden ist. Die Aktivität zentraler Stresssysteme sowie das phasische Arousal werden durch Pupillometrie, subjektive, autonome und endokrine Messungen erfasst. Erwarteter Erkenntnisgewinn: Von diesem Projekt sind neuartige Einblicke in die Modulation der dynamischen Überzeugungsanpassung durch akuten Stress sowie die hieran beteiligten Mechanismen zu erwarten. Ein Verständnis der Stresseinflüsse auf die Überzeugungsanpassung kann eine Brücke von Arousal-assoziierten Änderungen der Überzeugungsanpassung hin zu gestörten Überzeugungsanpassungen bei psychischen Störungen schlagen. In einem weiteren Schritt soll das Projekt prüfen, inwieweit sich Stress-induzierte Veränderungen der Überzeugungsanpassung modulieren lassen und inwieweit diese für Stress-assoziierte Störungen, wie etwa Angsterkrankungen oder Psychosen, relevant sind.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen