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Au-delà des ténèbres. Darstellung und Begründung von Gewalt in der kongolesischen Literatur nach 1960

Fachliche Zuordnung Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 522141580
 
Ausgehend von der ebenso kritischen wie produktiven Auseinandersetzung kongolesischer Autor*innen mit dem Topos des Kongo als ›Herz der Finsternis‹ fragt unser Projekt danach, wie Gewalthandeln in der kongolesischen Literatur (DRK) nach 1960 dargestellt und in welche Begründungszusammenhänge es gestellt wird. Fokussiert werden Gewaltformen wie Folter, Vergewaltigung, Verstümmelung und Mord, also extreme Formen physischer Gewalt, für die der Kongo historisch und literarisch seit der Kolonialzeit unter Léopold II. bis zu den Kongokriegen im 21. Jh. geradezu paradigmatisch zu stehen scheint. Um die seit der Unabhängigkeit lokal oder in der Diaspora entstandenen literarischen Auseinandersetzungen mit Gewalt umfassend zu beleuchten und zueinander in Beziehung zu setzen, werden Perspektiven aus Romanistik und Afrikanistik gebündelt und über die auf Französisch verfasste Literatur hinaus auch Texte auf Swahili untersucht. Die Narrativierungen, aber auch die gerade für die lokalen Kontexte in Kinshasa, Lubumbashi, Goma oder Bukavu typischen lyrischen und theatralen Darstellungen von Gewalt von den 1960er Jahren bis in die jüngste Gegenwart konstituieren das zum Teil durch Feldforschung erst noch zu erstellende Untersuchungskorpus. Seit den späten 1990er Jahren, die historisch mit den Auswirkungen des Genozids in Ruanda auf die kongolesischen Ostprovinzen und dem Ende des Mobuturegimes zusammenfallen, ist, so die Ausgangshypothese unseres Projekts, ein Wandel in der Darstellung und Begründung von Gewalt durchkongolesische Autor*innen zu verzeichnen. Ausgehend von der Vermutung, dass dieser Wandel in der Abwendung von einer fokussierten Auseinandersetzung mit kolonialen Machtstrukturen und ihren Folgen und einem Narrativ von Gewalt und Gegengewalt deutlich wird, mit dem auch ein geringeres Interesse an der metaphorisch-diskursiven Auseinandersetzung mit kolonialen Topoi wie dem ›Herz der Finsternis‹ einhergeht, soll das Korpus entlang von drei Frageachsen untersucht werden: (I) Steht die kongolesische Literatur in einem Dialog mit postkolonialen und sozialwissenschaftlichen Gewalttheorien (etwa Fanon, Arendt, Mamdani, Mbembe, Reemtsma) und wenn ja, wie lässt dieser sich an den Texten nachzeichnen? (II) Besteht in der Art, wie Gewalt narrativiert und verhandelt wird, ein Spannungsverhältnis zwischen Texten, die in der DRK entstehen, sich primär an ein lokales Publikum wenden, vor Ort auf die Bühne gebracht und meist auch publiziert werden und Texten aus der Diaspora, die ein primär westliches Publikum adressieren? Wenn ja, wie äußert dieses sich im literaturhistorischen Verlauf, von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart? (III) Welchen Beitrag kann Literatur, können Gedichte, Prosatexte und Theater zur Bewältigung von Traumata bzw. zur Förderung von Resilienz und Versöhnung leisten? In welchen Wechselbeziehungen stehen dabei lokale Literatur und Diasporaliteratur und lassen sich diese zunächst heuristisch verwendeten Kategorien sinnvoll unterscheiden?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Belgien, Demokratische Republik Kongo, Frankreich, Italien, Kanada, Kongo
 
 

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