Detailseite
Projekt Druckansicht

Zootopia: Geschichte der zoologischen Gärten im Romanow-Reich

Antragsteller Dr. Anton Kotenko, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 522242213
 
Die Geschichte der russländischen Zoos erweitert sowohl die osteuropäische Imperialgeschichte als auch die Human-Animal-Studies um neue Perspektiven. Zoos galten im späten 19. Jahrhundert als moderne und globale Bildungsinstitutionen. Die Tiere und die Menschen, die sie gründeten, besuchten oder sie auf andere Weise mit Inhalt füllten, ermöglichen es, einen neuen Blick auf die Verflechtungen zwischen nationalen, sozialen oder globalen Intentionen der beteiligten Akteure im Zentrum und an den Peripherien des Vielvölkerreichs zu werfen. Die osteuropäische Zoogeschichte dezentriert die Weltgeschichte der Zoos im 19. Jahrhunderts, die bislang stark westlich und insbesondere britisch geprägt war. Die Geschichte der Zoos im Imperium der Romanovs bietet einen wichtigen politischen und räumlichen Kontext, ohne den die bisherige Globalgeschichte der Human-Animal-Relations unvollständig bleiben muss. Das Projekt globalisiert die Geschichte des Russischen Reiches. Es konzentriert sich auf Kontaktzonen von Tieren, Jägern und Wissenschaftlern und verortet das Imperium solcherart nicht nur in den wissenschaftlichen Diskursen der Zeit, sondern auch innerhalb der Imaginationen von Wildheit und Zivilisation. Darüber hinaus provinzialisiert die Zoogeschichte das Russische Reich auf analytische Weise. Sie ermöglicht es, überkommene Vorstellungen über die politische Dominanz des Zentrums kritisch zu reflektieren. Die Herrschenden versuchten mit einer Vielzahl unterschiedlicher Strategien, die riesigen Territorium mit ihrer Herrschaftsidee zu durchdringen, nicht immer mit Erfolg. Neben dem langen Arm der St. Petersburger Minister und der Herrschaft der Generalgouverneure, gab es durchaus Gestaltungsmöglichkeiten der verschiedensten Untertanengruppen. Vor allem die Zoos an den Peripherien des Reiches ermöglichen es, diese transimperiale Geschichte zu erzählen, an der deutlich wird, dass politische Konzepte, Wissen, aber auch Tiere und Menschen nicht allein vom Zentrum aus in die Peripherie ausstrahlten, sondern im Gegenteil, die Peripherien das Zentrum mitgestalteten und so zur Vision des Imperiums beitrugen. Obwohl Regierungsbeamte und ihre Entscheidungen eine wichtige Rolle bei der Gründung von Zoos im Reich spielten, waren ihre Hauptantriebskräfte Privatpersonen, die nach den großen Reformen der 1860er Jahre ihre Spielräume ausdehnten. Daher verlagert dieses Projekt seinen Fokus nicht nur von St. Petersburg auf die Peripherien des Imperiums, sondern auch vom Staat auf seine Menschen (und Tiere.) Die Zoogeschichte öffnet ein Fenster in eine bisher unbekannte Kultur- und Sozialgeschichte des Reiches, indem sie beispielhaft zeigt, wie Zoos dazu beigetragen haben, die bestehenden sozialen und geschlechtsspezifischen Grenzen aufrechtzuerhalten oder zu überschreiten. Die Verschränkung zwischen menschenzentrierter und Tiergeschichte leistet so einen Beitrag dazu, eine inklusivere Geschichte des Imperiums zu schreiben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Australien, Japan
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Professorin Dr. Charlotte Epstein; Professor Dr. Takashi Ito
Mitverantwortlich(e) Professorin Dr. Anke Hilbrenner
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung