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Asymmetrien in der Projektion von Präsuppositionen und die Natur von Bedeutung
Antragsteller
Professor Dr. Jacopo Romoli
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 522349364
Sprachliche Äußerungen werden dem zeitlichen Ablauf nach inkrementell verarbeitet. Dies führt zu einer Asymmetrie zwischen dem Vorher und Nachher jedes Ausdrucks. Das gegenwärtige Projekt behandelt die grundlegende Frage, ob auftretende Asymmetrien ein bloßes Nebenprodukt der zeitlichen Realisierung von Äußerungen sind, oder ob sie eine direkte Rolle in Repräsentationen sprachlichen Wissens spielen. Die Beantwortung dieser Frage hat wichtige Konsequenzen für unsere Konzeption von Satzbedeutungen und ihre Interaktion mit dem Kontext, und für generelle Fragen über das Zusammenspiel von sprachlichem Wissen und anderen kognitiven Fähigkeiten, das zentral für die Erforschung von Sprache und Kognition ist. Asymmetrien in der Interpretation von Präsuppositionen - einem besonderen Bedeutungsaspekt, der sowohl mit sprachlichem als auch außer-sprachlichen Kontext interagiert - bieten eine ideale Fallstudie. Dies kann mit dem Präsuppositionsauslöser 'stop' in dem Beispielsatz in (1) illustriert werden, der hier die Präsupposition einführt, dass Mary schon zuvor den Kurs besuchte: (1) wird typischerweise in Kontexten geäußert, wo dies als gegeben angenommen wird: (1) Mary stopped coming to class. Wesentlich ist, dass von Präsuppositionen in komplexen Sätzen traditionell angenommen wird, dass sie asymmetrisch evaluiert werden, so dass die Präsupposition eines Auslösers (z.B. 'stop') zuvor im Diskurskontext eingeführt sein muss, wie im Kontrast in (2) illustriert: Wenn die präsupponierte Information vor dem Auslöser eingeführt wird (2a), führt dies zu einer pragmatisch akzeptablen Äußerung. Die umgekehrte Konfiguration (2b) ist dagegen inakzeptabel. (2) a. Mary used to come to class and she stopped (coming to class). b. #Mary stopped coming to class and she used to (come to class). Derlei Kontraste könnten aber auch (teilweise) durch andere Faktoren, z.B. Redundanz, hervorgebracht werden, und könnten des Weiteren auf flexible Verarbeitungsbeschränkungen zurückgehen, statt grammatisch festgelegt zu sein. Die Effekte könnten außerdem für andere Junktoren, z.B. Disjunktionen, unterschiedlich ausfallen. Schließlich lassen einfache Datenpunkte wie (2) offen, ob die entsprechenden Effekte auf lineare Abfolge oder hierarchische Strukturen, die allgemein für die Berechnung kompositioneller Bedeutung wesentlich sind, zurückgehen. Das Thema der Asymmetrien für Präsuppositionsprojektion ist noch lange nicht hinreichend erforscht und erfordert sorgfältige experimentelle Studien. Das Projekt untersucht diese Fragestellungen und kombiniert feingliedrige theoretische Vorhersagen über Präsuppositionen aus der Semantik und Sprachphilosophie mit Modellen sprachlicher Verarbeitung. Die Ergebnisse des Projekts werden zu aktuellen Debatten in der Kognitionswissenschaft beitragen, z.B. in der Sprachwissenschaft, der Philosophie, der Psychologie, und Neuro-Linguistik, und dementsprechend zu unserem Verständnis menschlicher Kognition allgemein beitragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen