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Leib Christi: Ökumenische und interdisziplinäre Potenziale des Ansatzes bei einer verkörperten Praxis der Kirche

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 522480360
 
Das Forschungsprojekt möchte die metaphorische Deutung der Kirche als Leib Christi aus einer neuen Perspektive beleuchten und die konfessionsübergreifenden und ökumenischen Potenziale einer Wahrnehmung der Kirche als verkörperte Praxis untersuchen. Als Ausgangspunkt soll der römisch-katholisch wie protestantisch derzeit gleichermaßen in Anspruch genommene Ansatz bei einer verkörperten Anthropologie dienen. Das Projekt geht davon aus, dass sich mit diesem Ansatz nicht nur in der theologischen Anthropologie und Ethik, sondern auch in der Christologie und Ekklesiologie neue Akzente setzen lassen. Zudem soll gezeigt werden, dass sich die Potenziale dieses Ansatzes nicht nur innerhalb der konfessionellen Ekklesiologien, sondern auch ökumenisch entwickeln lassen. Ziel des Projektes ist es auszuloten, welche Transformationen im Kirchen- und Amtsverständnis mit seiner Hilfe eingeleitet werden können. Das Projekt hinterfragt die in der christlichen Hermeneutik von Wort und Fleisch implizit mitlaufende Annahme, dass der Geist über den Körper herrscht und das Wort das Fleisch inspiriert und ‚beseelt‘. Die Leiblichkeit der Kirche wird stattdessen als eine verkörperte Praxis interpretiert, in welcher die Gegenwart Gottes am Ort der Kirche niemals abstrakt und unabhängig von der eigentümlichen Materialität und Medialität sozialen Seins existiert. Im Blick auf die Deutung der Kirche als Leib Christi leitet der Ansatz bei der Verkörperung in diesem Sinne einen Perspektivwechsel ein – weg von einem organologischen Leibverständnis, welches traditionell die untrennbare Einheit von Haupt und Gliedern sowie der Glieder untereinander akzentuiert, aber auch weg vom subjekttheoretischen und phänomenologischen Begriff der Leiblichkeit, der auf Kirche als Wahrnehmungsform und Zeugnisgemeinschaft der Gegenwart Gottes zielt. Stattdessen wird Kirchesein als medial potente Praxisform begriffen, die vielfältige Formen der Figuration einer Präsenz und Absenz Christi an den sozialen Orten und in den öffentlichen Räumen dieser Welt zu stiften vermag. Die Erforschung der Sichtbarkeit der Kirche setzt aus dieser Perspektive nicht erst bei ihrer Existenz als öffentliche Institution und bei ihrem politischen Handeln ein, sondern bereits bei der Prägnanz ihrer medialen Verkörperungen, welche ihr als einer Praxis der Vermittlung zwischen Gott und Welt zueigen sind. Theologisch zu bedenken ist bei der Anwendung dieses Ansatzes in der Ekklesiologie, dass sich der Lebensvollzug der Kirche stets auf die zentrale Verkörperung Gottes in Jesus Christus (‚Leib Christi‘) ausrichtet und von ihr her zu legitimieren sucht. Inwiefern die singuläre Verkörperung Gottes in Jesus Christus mit den multiplen Verkörperungsformen der Kirche in Verbindung steht, wird daher eine der zu klärenden Fragen des Forschungsprojektes sein.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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