Detailseite
Projekt Druckansicht

Wechselwirkung zwischen Polyphenolen und Proteinen und ihre mögliche Rolle bei der Entstehung der Zöliakie

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Sebastian Stricker; Professorin Dr. Anika Eva Wagner
Fachliche Zuordnung Ernährungswissenschaften
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 522480471
 
Etwa ein Viertel der westlichen Bevölkerung weist eine genetische Prädisposition für eine Autoimmunreaktion auf, die durch Gluten, die Hauptproteinfraktion in Weizenmehl sowie in Roggen und Gerste, ausgelöst werden kann. Obwohl der größte Teil der Bevölkerung mit einer genetischen Veranlagung eine Toleranz erreicht, ist etwa 1 % der westlichen Bevölkerung an Zöliakie (CD) erkrankt. Derzeit stellt die lebenslange Einhaltung einer glutenfreien Diät die einzig verfügbare Therapie für CD dar. Dies bedeutet einen vollständigen Verzicht auf Backwaren, Nudeln und Fertigprodukte, was häufig in einer sozialen Belastung der Betroffenen resultiert, weshalb sich Patienten, insbesondere Jugendliche, häufig nicht an die glutenfreie Diät halten. CD wird mit negativen gesundheitlichen Folgen in Verbindung gebracht, darunter eine erhöhte Sterblichkeit und Morbidität sowie eine geringere Aufnahme von essenziellen Nährstoffen und eine höhere Fettaufnahme infolge der glutenfreien Ernährung. Es wird vermutet, dass der beobachtete Anstieg an CD-Erkrankungsfällen auf den hohen Glutenkonsum der westlichen Gesellschaften zurückzuführen ist, was zeigt, dass eine Verbesserung der Lebensmittelqualität von großer Bedeutung ist. Kürzlich durchgeführte Studien lassen vermuten, dass durch eine Wechselwirkung von Polyphenolen mit Proteinen deren immunogenes Potenzial durch eine Hemmung der Aufnahme potenziell immunogener Peptide in die Darmschleimhaut verringert werden könnte. Polyphenole sind daher vielversprechende Substanzen für eine Wechselwirkung mit dem aus Weizen gewonnenen Protein Gluten, wodurch dessen Aufnahme durch die Darmschleimhaut gehemmt werden könnte. Bei Polyphenolen handelt es sich um bioaktive Pflanzenstoffe, die in Obst und Gemüse vorkommen und deren gesundheitsfördernde Eigenschaften insbesondere in Zusammenhang chronischer Entzündungskrankheiten gut dokumentiert sind. Das vorliegende Projekt soll die immunologischen Prozesse, die der Glutensensitivität zugrunde liegen, weiter aufklären sowie Methoden und Anwendungen zur Verringerung des immunogenen Potenzials und/oder der Bioverfügbarkeit von Gluten finden. Insbesondere die zu den Polyphenolen gehörenden Anthocyane sollen auf potentiell modulierende Eigenschaften im Hinblick auf Glutenüberempfindlichkeit und intestinaler Entzündungsreaktionen untersucht werden. Darüber hinaus sollen die der CD zugrunde liegenden pathologischen Mechanismen auf molekularer Ebene weiter aufgeklärt und vor allem die potenzielle Wechselwirkung immunogener Gliadinpeptide mit Anthocyanen im Detail untersucht werden. Bezüglich einer besseren Verträglichkeit von Gluten könnte dies neue therapeutische Möglichkeiten eröffnen, die vor allem für CD-Patienten von großer Bedeutung sein könnten, die bereits auf Spuren immunogener Gliadinpeptide symptomatisch reagieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung