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Dimensionen von bilde Ansätze zu einem ikonischen Erzählen im späthöfischen Roman

Fachliche Zuordnung Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 522661409
 
Die Studie widmet sich der Poetik des späthöfischen Romans vor dem Hintergrund aktueller Intermedialitätsforschung, indem sie der Frage nach Status und Potenzial von Bild und Bildlichkeit im Erzählen nachgeht. In den Blick genommen werden erzählte Bilder, die im intermedialen Bezug zur Erzählung stehen und hierüber Handlung und Bedeutung generieren. Die Studie greift damit einen in systematischer wie historischer Hinsicht noch immer unzureichend erforschten Gegenstand in einem bildwissenschaftlich orientierten, Methoden der Kunstgeschichte wie der Literaturwissenschaft vermittelnden Zugriff auf. Indem theoretisch sowie anhand historischer Objekte verschiedene Dimensionen von Bild unterschieden werden, von Abbild, Fernbild und Fluchtbild, die an je andere anthropologische Erfahrungen in der Wahrnehmung von Spiegel, Spur und Blick anschließen, wird die Möglichkeit eröffnet, Bilder im Zusammenhang von Sinnerzeugung und Wirkung in ihrer Eigenlogik zu erfassen wie in ihrer Darstellung im Erzählen. Ein Erzählen, das auf die Logik eines Bildes rekurriert, dessen Sinn und Wirkung zur Entfaltung bringt und hierüber Bedeutung und Handlung generiert, kann als ein ikonisches Erzählen bestimmt werden, dessen Ertrag für die Poetik des späthöfischen Romans des 13. Jahrhunderts freigelegt wird. Auf Grundlage eingehender Lektüren – insbesondere von Konrad Flecks Flore und Blanscheflur, Strickers Daniel von dem Blühenden Tal sowie Konrads von Würzburg Partonopier und Meliur – wird gezeigt, wie ikonisches Erzählen auf Bilder als Ressourcen zurückgreift: Hinsichtlich der Dimension des Abbildes zeigt sich, dass über ein Ausstellen von Ähnlichkeit eine Alteritätserfahrung im Erzählen eröffnet wird, die auf eine qualitative Änderung auf Handlungsebene zielt und einen Deutungshorizont in die Erzählung einzieht. Hinsichtlich der Dimension des Fernbildes wird deutlich, wie die im Phänomen der Spur angelegte Erfahrung von Absenz ein Begehren provoziert, das auf eine Bestätigung des Vergangenen wie auf eine Erfüllung des Zukünftigen zielt und so Handlung über eine ganze Erzählsequenz motiviert. Für die Dimension des Fluchtbildes schließlich zeichnet sich in einem umfassenden Sehgeschehen beim erzählten Blick auf ein als artifiziell und zugleich lebendig erfahrenes Bild eine Ambivalenz ab, die in der Geschichte eine Wirkung zeitigt und Anlass gibt zur Auseinandersetzung mit Bedingungen von Wahrnehmung und Deutung im Erzählen wie in der Rezeption des Textes. Die Studie kann mit dem ikonischen Erzählen ein vielfach produktives Verfahren zur Ausbildung der Großform des Erzählens im 13. Jahrhundert nachweisen. Die Arbeit leistet damit einen Beitrag nicht nur zu einer historischen Erzählforschung, sondern wesentlich auch zur Erforschung der visuellen Kultur des Mittelalters im Rahmen einer transdisziplinären Bildwissenschaft.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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