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Ökonomischer Agnostizismus: Zweifel an monetärem Wissen in Literatur und Soziologie des 19. Jahrhunderts
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Kirsten von Hagen; Professor Dr. Andreas Langenohl
Fachliche Zuordnung
Soziologische Theorie
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 522698118
Kultur- und Sozialwissenschaften haben in den letzten beiden Jahrzehnten wiederholt herausgestellt, dass ökonomische, und dabei insbesondere monetäre, Wissensformen durch kulturelle Instrumente – Narrative, Genreregeln, Persuasionsstrategien und diskursive Ein- und Ausschlüsse – konstituiert und in ihrer Plausibilität stabilisiert werden. Demgegenüber fragt das beantragte Projekt nach Diskursen, die Formen monetären Wissens und allgemeiner die Möglichkeit und Bedeutsamkeit, von der (Geld-)Ökonomie zu wissen, in Zweifel ziehen. Dieser ‚ökonomische Agnostizismus‘ wird im Frankreich des langen 19. Jahrhunderts anhand literarischer und soziologischer Diskurse rekonstruiert. Es geht um eine interpretative Rekonstruktion von Formen und Formaten des Zweifelns an ökonomischem, insbesondere monetärem, Wissen als einer gesellschaftlich möglichen bzw. relevanten Repräsentation. Romanliteratur und soziologische Forschungen werden analysiert, weil sie, im Gegensatz zur politischen Ökonomie und der am Ende des Jahrhunderts entstehenden neoklassischen Wirtschaftswissenschaft, die Frage nach der gesellschaftlichen Rolle ökonomischen Wissens aufwerfen, anstatt nach nur nach der Adäquanz oder Korrektheit dieses Wissens zu fragen. Frankreich wird untersucht, weil sich hier, und zwar insbesondere im 19. Jahrhundert, Interaktionen zwischen literarischen und sozialwissenschaftlichen Adressierungen gesellschaftlicher Problematiken besonders ausgeprägt zeigen. Auf diese Weise wird ein Beitrag geleistet, der die gegenwärtige Fokussierung der Forschung auf ökonomische Wissensformationen, epistemische Praktiken und ästhetische Imaginationen ergänzt, indem er ihr eine zusätzliche Genealogie des Zweifelns an solchem Wissen verleiht.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen