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Von Patronage zum Massenmarkt: Die Institutionalisierung literarischer Wissenskulturen in den USA des 19. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 522842143
 
Das beantragte Forschungsprojekt untersucht die Verknüpfung zwischen Orten der Wissensinstitutionalisierung und zentralen Strömungen der amerikanischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Das Projekt beschreibt und analysiert das Feld literarischer Aktivitäten jenseits etablierter Epochenbegriffe, indem es den Blick auf den sozio-institutionellen Zusammenhang von professionalisiertem Literaturmarkt, Bildungseinrichtungen und kulturellem Mäzenatentum richtet. Aus dieser Perspektive ergibt sich ein doppeltes Forschungsziel. Erstens sollen die Entstehung und Diversifizierung einer amerikanischen Nationalliteratur im Verlauf des 19. Jahrhunderts vor dem Hintergrund der Frage neu bewertet werden, unter welchen Bedingungen literarisches Schaffen in den USA möglich, erlaubt, oder gewünscht war. Die amerikanische Literatur wurde immer dort besonders bedeutsam und wirkmächtig, wo Autoren*innen staatliche bzw. privatwirtschaftliche Modelle der Patronage in Anspruch nehmen konnten. Literarische Autorität entstand maßgeblich durch staatlich-politische Protektion am Nexus von Bildung, Wissen und Kommerz. Zweitens sollen literatursoziologische Ansätze, die besonders im gegenwärtigen institutional turn der amerikanistischen Literaturwissenschaft dominant sind, mit historisch-epistemologischen Fragestellungen verbunden werden, um die Dynamiken literarischer Professionalisierung auch in ihrer wissenskulturellen Relevanz zu erfassen. In zwei Teilprojekten werden in diesem Rahmen umfangreiche Archive erschlossen und bearbeitet, um so zu einer neu akzentuierten institutionellen Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts beizutragen. Das erste Teilprojekt beschäftigt sich mit der Massachusetts Institution, einem staatlich geförderten Zusammenschluss von Museen, Bibliotheken, und Berufsgenossenschaften, der in den 1810er und 20er Jahren politische wie publizistische Debatten anstieß. Ziel dieses Teilprojektes ist es, den engen Zusammenhang von Kultur und Politik in seinen weitreichenden institutionellen Verflechtungen darzustellen und in Bezug zu setzen zu den relativ gut erforschten Diskursen des literarischen Nationalismus der 1830er und 1840er Jahre. Das zweite Teilprojekt widmet sich Formen von literarischem Wissen in den neuartigen Massenmagazinen des späten 19. Jhds., v.a. The Ladies’ Home Journal, The Cosmopolitan, Munsey's, McClure's und The Colored American Magazine. Diese Periodika wandten sich an breitere Bevölkerungsschichten, insbesondere an die stark wachsende „professional-managerial class“, die sich durch die Lektüre dieser Magazine ideologisch, kommerziell und kulturell erst selbst erkannte und reproduzierte. Die Analyse dieses neuen Raumes der Printöffentlichkeit soll weniger einzelne, hoch sichtbare Autor*innen in den Blick rücken sondern stattdessen bisher vernachlässigte Gattungen, Schreibformen und Stilistiken erkunden, die die Professionalisierung des literarischen Feldes in den gedruckten Seiten dieser Magazine vorantrieben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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