Detailseite
Projekt Druckansicht

Von Englisch in Hongkong zu Hongkong Englisch: Ein neuer diachroner Zugang zur Entwicklung von Gattungen und Varietäten in (post)kolonialen Kontexten

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 523188841
 
Im folgenden Projektantrag plädieren wir für einen systematischen diachronen Ansatz zur Untersuchung der Entwicklung des Englischen in Hongkong anhand empirischer Daten von den Anfängen der Kolonie bis heute, unter Einbeziehung der soziopolitischen Entwicklungen in Hongkong und der Genreentwicklungen sowohl innerhalb des Superstrats (britisches Englisch) als auch der sich entwickelnden neuen Varietät. Obwohl frühere Forderungen nach solchen Studien immer wieder laut werden, konzentriert sich die Forschung in den World Englishes immer noch hauptsächlich auf synchrone Studien und stützt sich bei der Identifizierung struktureller Innovationen häufig auf das heutige britische oder amerikanische Englisch als Vergleichspunkt. Solche Ansätze vernachlässigen jedoch sowohl sprachliche Veränderungen im Superstrat als auch Veränderungen in den Gattungskonventionen. Korpusstudien haben gezeigt, dass Textgattung ein stärkerer Prädiktor für Variation sein kann als Varietät, sodass vermeintlich varietätenspezifische Entwicklungen ihren Ursprung in Wirklichkeit in Veränderungen in den Konventionen der jeweiligen Gattung haben können. Um Genreentwicklungen von Varietätsentwicklungen trennen zu können, ist es notwendig, die Gattungen klar abzugrenzen und ihre Entwicklung in einem bestimmten Kontext zu verfolgen. Um zeit- und genreübergreifende Vergleiche zu ermöglichen, hat unsere Forschungsgruppe begonnen, das Diachronic Corpus of Hong Kong English (DC-HKE) mit in Hongkong produzierten Texten zu erstellen, das, entsprechend dem Design der LOB-Korpus-Familie für das britische Englisch, verschiedene Genres ab den 1930er Jahren in Zeiträumen enthält, die dreißig Jahre auseinanderliegen. Unsere Studien mit Teilen dieses Korpus zeigen, dass die Abgrenzung verschiedener Genres und die Betrachtung sprachlicher Veränderungen im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen und Ereignisse sowie der (Re-)Konstruktion lokaler Identitäten notwendige Voraussetzungen sind, um entstehende varietätsspezifische Merkmale erfassen und erklären zu können. In diesem Projekt konzentrieren wir uns auf Zeitungen und Geschäftskorrespondenz als die beiden Gattungen mit der längsten Tradition in Hongkong und untersuchen systematisch die sich historisch verändernden Konventionen in Bezug auf kommunikative Funktion, Komposition und die Differenzierung von Subgenres auf einem Kontinuum von persönlich/privat bis sachlich/offiziell. Wir erfassen explizit den Sprachgebrauch in der Phase der exonormativen Stabilisierung als die Kommunikation zwischen Siedlern und Einheimischen noch auf bestimmte Bereiche beschränkt war, um die gattungsspezifischen sprachlichen Muster beschreiben zu können, die die Grundlage für spätere (eigenständige) Entwicklungen innerhalb der neuen Varietät bilden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortliche Dr. Christian Reul; Dr. Ninja Schulz
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung